Heute betrachten wir die gefallenen Niederschlagsmengen im kürzlich zu Ende gegangenen meteorologischen Winter im Detail.
Nach dem trockenen Herbst schien der Winter 2021/2022 zunächst diesen Trend fortsetzen zu wollen, doch peu à peu drehte der Winter den Wasserhahn weiter auf, sodass die Wasserspeicher im Boden gefüllt werden konnten. Im deutschlandweiten Flächenmittel kamen insgesamt 204 Liter pro Quadratmeter (l/m²) zusammen und damit 113% (107%) der durchschnittlichen Regenmenge aus der Referenzperiode 1961-1990 (1991-2020). [Bezüglich der Periode 1981-2010, die der radarbasierten Niederschlagsauswertung zugrunde liegt, betrug die Abweichung nur 5%.] Wie der Niederschlag über die einzelnen Monate verteilt war, schauen wir uns im heutigen Thema des Tages an.
Beginnen wir mit dem Dezember, der - wie bereits angesprochen - die Serie von eher niederschlagsarmen Monaten fortsetzte. Mit 61,4 l/m² fielen 88%* (87%**) der durchschnittlichen Monatsmenge. Wie man auf der beigefügten Grafik anhand der roten Farben erkennen kann, war der Dezember vor allem in der Mitte und im Norden des Landes zu trocken. Besonders trocken war es von Nordhessen und Ostwestfalen über Südniedersachsen bis zum Harz und Thüringer Wald, wo vielerorts nur 25 bis 40% des Monatssolls erreicht wurden. So wurden in Eisenach (Thüringen) mit 16,3 l/m² nur 27% der durchschnittlichen Niederschlagsmenge erreicht. Noch trockener war es im Lee (windabgewandte Seite) des Harzes. In Quedlinburg und Arnstein-Ulzigerode (beide Sachsen-Anhalt) kamen nur 15,1 bzw. 13,5 l/m² zusammen. Südlich des Mains war die Niederschlagsbilanz in etwa ausgeglichen, entlang und südlich der Donau regnete bzw. schneite es stellenweise sogar deutlich mehr als in einem durchschnittlichen Dezember. In Augsburg gelangten 80 l/m² in den Messtopf, was 185% der üblichen Regenmenge entspricht. Der nasseste Ort (Bernau-Goldbach) ist allerdings im Südharz anzutreffen, wo sogar 301 l/m² (137%) gemessen wurden.
Der Januar kam im Bundesdurchschnitt auf 58,2 l/m², was bezüglich der Referenzperiode 1961-1990 mit 96% eine weitgehend ausgeglichene Bilanz darstellt. Bezüglich der nasseren Periode 1991-2020 betrug die negative Abweichung etwa 10%. Allerdings sind große regionale Unterschiede auffällig. In der Nordhälfte sowie ganz im Süden verlief auch der zweite Wintermonat zu trocken. In Königsborn nahe Magdeburg war Regen und Schnee mit nur 12,9 l/m² (37%) Mangelware. In der Feldberg-Region im Schwarzwald und im Bodenseeraum wurden stellenweise weniger als ein Drittel der üblichen Niederschlagsmenge erfasst. Am höchsten Schwarzwald-Gipfel kamen mit 47 l/m² nur 28% und in Deggenhausertal-Azenweiler 31% des Monatssolls (23 l/m²) zusammen. Ganz anders verlief der Monat in Südhessen sowie im Osten Thüringens. Mehrere Regenereignisse brachten dort viel Nass von oben. In Suhl-Heidersbach prasselten 192 l/m² vom Himmel, in Mertendorf waren es 88 l/m², was an beiden Orten mit 231% mehr als der doppelten Niederschlagsmenge eines durchschnittlichen Januars entspricht.
Der kürzlich zu Ende gegangene Februar war geprägt von einer strammen westlichen Strömung, bei der sich Tiefs die Klinke in die Hand gaben und beständig feuchte Meeresluft zu uns schaufelten. Folglich summierte sich der Niederschlag auf 81 l/m² im deutschlandweiten Flächenmittel, was 170%* (158%**) des vieljährigen Mittels entspricht. Vor allem über den Norden zogen wiederholt kräftige Regengebiete hinweg, die dort zu Überschwemmungen führten. Im gesamten Bundesland Schleswig-Holstein wurde mehr als die dreifache Monatssumme erfasst. Regional prasselte dort sowie im Nordwesten Niedersachsens und in Teilen von Mecklenburg-Vorpommern sogar die vier- bis fünffache Regenmenge eines üblichen Februars vom Himmel, wie beispielsweise in Dörnick nahe Kiel mit 165 l/m² (498%). Das häufige Westgebläse sorgte auch für extreme Luv-Lee-Effekte. Besonders in den West- und Südweststaulagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge wurden die Regenwolken regelrecht ausgepresst. Daher wurde mit 364 l/m² (343%) in Suhl-Gehlberg am Thüringer Wald die größte Regenmenge gemessen. Im Lee der Mittelgebirge kam oft nicht viel Regen an. So war es in Quedlinburg und in Aschersleben-Mehringen im Harzlee mit 25 bzw. 21 l/m² ziemlich trocken. Nur 35 bzw. 60 km westlich dieser beiden Orte fiel in Braunlage im Stau des Harzes mit 318 l/m² (343%) die 12,5- bzw. 15-fache Regenmenge! Am trockensten war es im Gäuboden in Niederbayern (z.B. Geiselhöring: 16 l/m², 40%) sowie im Oberrheingraben im Lee der Vogesen (z.B. Vogtsburg-Bischoffingen: 19 l/m², 48%).
Summa summarum war der Winter also leicht zu nass, jedoch mit regionalen Unterschieden. Wegen des sehr nassen Februars wurde im Norden vielerorts die 1,5- bis zweifache Niederschlagsmenge erreicht, teils auch mehr (z.B. Dörnick: 279 l/m², 206%), ebenso wie im Stau einiger Mittelgebirge (z.B. Ellrich-Werna im Harz: 234 l/m², 238%). Der niederschlagsreichste Ort war allerdings mit 717 l/m² (136%) die Zugspitze. Am wenigsten Niederschlag wurde mit gerade einmal 64 l/m² (63%) in Königsborn gemessen. Die größten negativen Abweichungen vom vieljährigen Mittel gab es hingegen vom südlichen Alpenvorland bis zum Oberrhein. Am Feldberg im Schwarzwald wurden mit 220 l/m² nur 44% und in Blumberg-Randen am Südostrand des Schwarzwalds mit 112 l/m² Niederschlag 48% eines üblichen Winters erreicht.
Blockierende Hochdruckgebiete versperren seit Ende Februar Regenfronten den Weg nach Deutschland. Ob der Frühling regenreich oder trocken ausfällt, können wir aber erst in knapp drei Monaten abschließend beurteilen.
* Referenzperiode 1961-1990, ** Referenzperiode 1991-2020
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.03.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst