Staub aus der Sahara

Aktuell und in den kommenden Tagen wird Saharastaub auch bei uns in Deutschland am Himmel eine Rolle spielen. Werfen wir also mal einen genaueren Blick auf die winzigen Partikel, wo sich der Wüstenstaub sonst noch zeigt und welche Auswirkungen er haben könnte.

In den vergangenen Tagen formierte sich über der Sahara durch starke Winde eine Staubwolke, die in der Folge in die vorherrschende Ostwindzirkulation aufgenommen und quer über den Atlantik bis zur Karibik und ins nördliche Südamerika transportiert wurde. Kein seltenes Schauspiel, aufgrund der zurückgelegten Strecke der winzigen Partikel dennoch immer wieder beeindruckend. Es ist keinesfalls ungewöhnlich, dass hunderte Millionen Tonnen Staub aus der afrikanischen Wüste jedes Jahr über den Atlantik geblasen werden. Für die Natur ist er teilweise sogar dringend erforderlich. Denn die aufgewirbelten Mineralstaubpartikel versorgen zum einen Phytoplankton im Atlantischen Ozean, zum anderen auch die Regenwaldböden am Amazonas mit wichtigen Nährstoffen. Außerdem hilft er, die Strände in der Karibik zu erneuern. Natürlich gibt es nicht nur Vorteile. So kann der Staub aus der Sahara sogar für eine vorübergehend heftige Luftverschmutzung in Teilen Nord-, Mittel- und Südamerikas sorgen. Allerdings fällt der aktuelle "Saharastaubausbruch" in Richtung Amerika nicht ganz so stark aus.


Aber nicht nur der amerikanische Kontinent wird heute und in den Folgetagen von Saharastaub beeinflusst. Tief "Elke" (international unter dem Namen "Celia" bekannt) liegt aktuell knapp westlich der Straße von Gibraltar und schaufelt den Saharastaub in einer südlichen bis südwestlichen Strömung nach Mitteleuropa. Von Nordafrika über Spanien und Frankreich gelangte bereits gestern ein erster kleinerer Schwall zu uns nach Deutschland. Auch heute sollten davon hauptsächlich die Mitte und der Süden beeinflusst werden, in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag tagsüber könnten dann nahezu alle Landesteile davon betroffen sein.


Der Wüstenstaub besteht überwiegend aus winzigen Sandkörnchen (Quarz), die sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss auf die Sonneneinstrahlung besitzen. Der direkte Einfluss besteht darin, dass die Atmosphäre durch den Staub getrübt und damit die Einstrahlung am Boden reduziert wird, da die eingestrahlte Energie an den Partikeln zum Teil unmittelbar ins Weltall zurückgestreut wird. Der "Otto-Normal-Wetterkonsument" nimmt entsprechend die Sonne auch an einem sonst wolkenfreien Himmel nur als milchig-trübe Scheibe wahr. Der indirekte Einfluss ist darauf zurückzuführen, dass die Staubpartikel auch als sogenannte "Kondensationskeime" wirken und damit zur Wolkenbildung beitragen. Durch diese sozusagen "zusätzlich" gebildeten Wolken kommt es dann ebenfalls zu einer Reduzierung der Sonneneinstrahlung.


Beim aktuellen Blick aus dem All (siehe Grafik vom 15.03.2022 um 10 Uhr MEZ auf
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/3/15.html) erkennt man in der linken Abbildung im sichtbaren Wellenlängenbereich von Nordafrika bis nach Mitteleuropa weiß-bläuliche Wolkenfelder, die aufgrund ihrer Struktur und Farbe dem geschulten Auge bereits "mit Staub versetzt" erscheinen. Schaut man gleichzeitig auf eine Kombination verschiedener Infrarot-Wellenlängenbereiche, die Staubpartikel besonders hervorhebt (rechte Abbildung, pink-violette Einfärbung), erkennt man sehr gut, dass auch abseits der Wolkenfelder Saharastaub vorhanden sein muss (z.B. von Zentralfrankreich nach Galicien und Nordportugal sowie im nördlichen Algerien).


Meist macht sich der Saharastaub bei uns lediglich in höheren Luftschichten bemerkbar. Hin und wieder wird er aber auch als unerwünschte Schicht am Boden abgelagert oder mit Niederschlägen aus der Luft ausgewaschen und erreicht so ebenfalls den Boden bzw. alle auf ihm befindlichen Gegenstände. Bei starken Ereignissen kann sich auf Autos und anderen Oberflächen eine Staubschicht ausbilden, sehr eindrücklich sind auch rotbraune Ablagerungen auf Schneeflächen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.03.2022

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