Nach mehreren Wochen Hochdruck und Trockenheit im März geht es in der Wetterküche seit gestern wieder richtig zur Sache. Der Höhepunkt mit Sturm und viel Regen steht uns dabei erst noch bevor.
Sturm, Dauerregen, Schnee, Tauwetter und Gewitter: Nachdem der März viel zu trocken war und uns im gleichen Zuge auf noch nicht dagewesene Weise seine sonnige Seite gezeigt hat, geht es nun fast schon "wild" zur Sache.
Den Anfang hat bereits am gestrigen Montag (4. April 2022) Tief "Mirella" gemacht.
Mit einem ordentlichen Schwung Westwind brachte "Mirella" deutlich mildere Luft nach Mitteleuropa, sorgte dabei aber gleichzeitig den ganzen Tag über für stürmische Verhältnisse.
Oft wurden dabei Windgeschwindigkeiten zwischen 60 und 80 Kilometer pro Stunde erreicht, also Windstärken zwischen 7 und 9 Beaufort. An den Küsten wehte der Wind noch etwas stärker, hier ging es hoch bis auf 90 Kilometer pro Stunde.
Naturgemäß ragten die Gipfel dabei noch weiter heraus. "Spitzenreiter" war wie so oft der Brocken, auf dem ein Wert von 144 Kilometern in der Stunde registriert wurde.
Auch am heutigen Dienstag sowie morgen am Mittwoch geht es weiterhin verhältnismäßig windig zur Sache.
Dies zwar bei weitem nicht mehr in derartigen Größenordnungen, aber ganz lassen sich die Nachwehen von "Mirella" nicht vernachlässigen. Mit dem Abzug Richtung nördliche Ostsee und Finnland ist "Mirella" trotzdem bald Geschichte.
Allerdings währt eine etwaige Pause nur kurz, denn mit Tief "Nasim" rückt bereits der nächste Sturmkandidat heran.
"Nasim" befindet sich aktuell vor der schottischen Küste und erreicht uns in den Früh- und Vormittagsstunden des Donnerstags. Mit einem Kerndruck von unter 975 Hektopascal - so jedenfalls vermitteln es die aktuellen Modellrechnungen - ist "Nasim" ein ganz ordentliches Kaliber von Sturmtief, das von der Nordsee herangezogen kommt.
Das bleibt natürlich nicht folgenlos.
Mit im Gepäck hat "Nasim" unter anderem eine markante Kaltfront, die uns im Laufe des Donnerstags überquert und neben schweren Sturmböen auch kräftigen Starkregen und wohl auch den ein oder anderen Blitz mitbringt.
Aber auch abseits der Kaltfront kommt es erneut zum verbreiteten Auftreten von Sturmböen, alleine schon bedingt durch den kräftigen Luftdruckgradienten.
Aller Voraussicht nach hat "Nasim" aber auch noch einen Ableger in Form eines kleinen Randtiefs, die am Rande des Tiefs mitläuft und vor allem in der Südhälfte für eine deutliche Windintensivierung sorgen könnte.
Ein verbreitetes Auftreten von schweren Sturmböen im bayrischen und baden-württembergischen Raum lässt sich damit aktuell erst einmal nicht ausschließen.
Üblicherweise sind diese kleinräumigen Randtiefentwicklungen aber immer mit entsprechenden Unsicherheiten behaftet, sodass man erst noch abwarten muss, bevor es konkreteres zu vermelden gibt.
Aber auch nach "Nasim" ist noch nicht Schluss, im Gegenteil. Am Freitag geht es dann gleich munter weiter.
Die Kaltfront mit den starken Niederschlägen bleibt im Südwesten Deutschlands liegen und wird durch ein neues Tief von Frankreich her erneut verstärkt.
Daraus resultiert eine nicht zu verachtende Dauerregenlage mit Schwerpunkt um den Schwarzwald herum, die sogar unwetterartige Niederschlagssummen bringen könnte.
Je nach Tiefentwicklung gibt es auch Szenarien zu berücksichtigen, in denen diese Niederschläge in Form von Schnee fallen können und in der Region nochmals nennenswerte Neuschneemengen bringen. Zu guter Letzt ist es auch nicht ausgeschlossen, dass damit für den süddeutschen Raum nochmals ein stürmischer Tag bevorsteht.
Insgesamt sind aber besonders die letztgenannten Entwicklungen mit entsprechenden Unsicherheiten behaftet.
Es bleibt also weiterhin spannend, und eine aufmerksame Verfolgung der weiteren Wetterentwicklung im Laufe dieser Woche ist geboten.
M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.04.2022
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