Immer mehr Frühlingssonne

Im heutigen Tagesthema geht es um den Trend hin zu immer mehr Sonne im Frühjahr und wie sich das Jahr 2022 da aktuell einordnet.

An Sonne mangelt es auch in diesem Frühjahr nicht. Das konnte man bereits im Monat März feststellen, als es den sonnigsten ersten Frühlingsmonat seit Aufzeichnungsbeginn 1951 gegeben hat. Mehr dazu finden Sie auch im Thema des Tages vom 30.03.2022
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/3/30.html). Und auch wenn der April nur leicht überdurchschnittlich war, bewegt sich das Frühjahr in einigen Regionen weiter auf Rekordkurs in Sachen Sonnenscheindauer.

Die Entwicklung im Frühjahr 2022 passt gut ins Bild der Entwicklung Sonnenscheindauer in den letzten Jahrzehnten. Während im Mittel von 1961 bis 1990 im Frühling in Deutschland 467 Sonnenstunden gemessen wurden, waren es nach der neuen Klimareferenzperiode von 1991 bis 2020 bereits 522 h. Dabei hat die Entwicklung seit 2011 nochmal an Fahrt aufgenommen. Betrachtet man nur die Periode 2011 bis 2021, so liegt die Sonnenstundenzahl bereits bei 554 h. Im Deutschlandmittel scheint die Sonne also im Frühling mittlerweile 87 h länger als 1961 bis 1990 - ein Plus von knapp 19 % (!).

Die bisher drei sonnigsten Frühlingsjahreszeiten traten alle in den letzten 15 Jahren auf. Spitzenreiter ist das Frühjahr 2020 mit 709 h (+52 % im Vergleich zu 1961-90). Knapp dahinter folgt 2011 mit 705 h (+51 %) und den dritten Platz belegt 2007 mit immerhin 670 Sonnenstunden (+43 %).

Schaut man etwas detaillierter auf die verschiedenen Bundesländer, dann stellt man fest, dass der positive Trend bei der Sonnenscheindauer deutschlandweit zu finden ist. Die größte Steigerung der durchschnittlichen Sonnenstunden ist im Südwesten zu verzeichnen. Die Zunahme der Periode 2011 bis 2021 liegt dort im Vergleich zu 1961 bis 1990 bei 23 %. Etwas weniger stark fällt der Zuwachs mit 13 % im Nordosten aus.

Betrachtet man die absolute Anzahl an Sonnenstunden, so war der Nordosten im Schnitt in den Frühjahren von 1961 bis 1990 immer ganz vorne (Schleswig-Holstein: 492 h, Mecklenburg-Vorpommern: 516 h oder Brandenburg/Berlin: 507 h). Zwar liegen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg/Berlin immer noch auf den ersten beiden Plätzen, durch die stärkere Sonnenscheinzunahme im Südwesten im Vergleich zum Nordosten, haben die anderen Bundeländer aber deutlich aufgeholt. In Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ist die mittlere Sonnenstundenzahl zwischen 2011 und 2021 schon knapp über denen in Schleswig-Holstein. Man kann es auch so zusammenfassen: Deutschland gleicht sich in Sachen Sonne in den Frühjahren immer mehr an.

Und wie schaut es 2022 aus? Wie bereits erwähnt hat der März bereits einen neuen Sonnenscheinrekord aufgestellt. Der April war zwar weit entfernt von Rekordwerten, lag aber im Vergleich zu 1961 bis 1990 immer noch 24 % höher. Im Mai scheint die Sonnenmaschine in vielen Regionen wieder Überstunden zu leisten. Es sind zwar erst acht Tage vergangen, aber in einigen Regionen konnten schon fast 40 % der Mittelwerte von 1961 bis 1990 auf der Habenseite verbucht werden. Schaut man sich die 2022-Kurve der Sonnenscheindauer im Vergleich zu den Rekordjahren an, so verläuft diese noch knapp drunter. Im Norden, wie z.B. in Schleswig-Holstein, ist die aktuelle Summe sogar höher als 2020. Die Aussichten versprechen aber bis in die dritte Monatsdekade hinein einen deutlichen Zuwachs des Sonnenscheinkontos. Zwar wird es in Teilen des Landes in den nächsten Tagen auch mal dichtere Wolkenfelder geben. Spätestens zur nächsten Woche soll sich dann aber ein kräftiges und beständiges Hoch mit viel Sonne für alle aufbauen.
Ob dies am Ende reicht für ein neues Rekordfrühjahr, bleibt abzuwarten. Sicher ist aber bereits jetzt: Das Frühjahr 2022 wird sich erneut weit oben in der Hitliste bewegen.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.05.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst