Die Dienste in der Vorhersage- und Beratungszentrale (VBZ) sind vielfältig und abwechslungsreich. Doch was machen wir Meteorologen hier nun eigentlich genau und was beinhalten die Dienste?
Häufig werden wir gefragt "Was macht ihr Meteorologen eigentlich den ganzen Tag? Schaut ihr in den Himmel, streckt den Finger in die Luft und macht dann daraus eine Wettervorhersage"? Ja, wenn es denn so einfach wäre und dazu noch so viel an der frischen Luft, dann wäre das wirklich schön. Doch die Realität schaut ganz anders aus. 90 Prozent der Arbeit erfolgt nämlich vor dem Bildschirm und die restlichen 10 Prozent decken Wege zur Kaffeemaschine, zum Drucker und das Mittagessen sowie der Austausch mit Kollegen ab.
Es gibt 12 Dienste im Schichtdienst des höheren Dienstes der VBZ, die sich teilweise in der Aufgabenstellung unterscheiden, teils aber auch nur die unterschiedlichen Schichtzeiten berücksichtigen. Um sechs Uhr morgens beginnen dabei 4 Dienste. Dann folgen bis zum Mittag 3 weitere Dienste, bevor um 13 Uhr die 2 Spätdienste beginnen und um 20 Uhr die Übergabe an die drei Nachtdienste erfolgt. Damit ist die Zentrale rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr besetzt, denn logischerweise macht das Wetter an Feiertagen, Sonntagen oder an Weihnachten keine Pause. Einige der Dienste können mittlerweile im Homeoffice erledigt werden, aber längst nicht alle. Wir Meteorologen arbeiten dabei im Wechselschichtdienst, das heißt wir haben täglich wechselnde Schichten, was die Arbeit spannend und abwechslungsreich gestaltet, aber natürlich auch Probleme in Bezug auf den Biorhythmus mit sich bringt. Nun zu den Diensten im Detail.
Supervisor:
Dieser Dienst ist rund um die Uhr besetzt. Der Supervisor hat quasi den Hut auf und ist der Koordinator für sämtliche anfallende Dienste sowie der erste Ansprechpartner für Anfragen von hoher Priorität. Seine Hauptaufgaben sind die Erstellung einer synoptischen Übersicht Kurzfrist, das Katastrophenmanagement, die Vertretung des Präsidenten am Wochenende und nachts, die Erstellung des nationalen Warnlageberichts, Leitung der Telefonkonferenzen mit den Außenstellen, Halten der Wetterbesprechung, Neubesetzen von Diensten beispielsweise durch Krankheitsfälle, Monitoring des Wettergeschehens, Verfassen von Sofortwetterberichten, Korrektur und Abnahme von erstellten Produkten und vieles mehr. Das Aufgabenspektrum ist also sehr umfangreich und erfordert eine Menge Erfahrung. Diesen Dienst kann daher nur ein ausgewählter Kollegenkreis innerhalb der VBZ leisten.
Mittelfristdienst:
Der Mittelfristdienst startet in der Früh und geht bis in den Nachmittag. Grundlegend befasst sich der Mittelfristmeteorologe mit den Vorhersagen, die über das aktuelle Wetter, also über die Kurzfrist hinausgehen. Dazu verfasst er eine synoptische Übersicht Mittelfrist, gibt eine Einschätzung für zu erwartende markante oder auch unwetterartige Wetterereignisse in der Mittelfrist, schreibt eine 10-Tageswettervorhersage für Deutschland, verfasst eine hydrologische Mittelfristvorhersage und erstellt Prognosekarten für zu erwartende Druckfelder und Lage von Fronten innerhalb der nächsten 108 Stunden.
Guidance-Dienst:
Auch der Guidance-Dienst beginnt am frühen Morgen seinen Dienst, bevor zum Mittag der Spätdienst übernimmt und nachts dann der Nachtdienst. Somit ist dieser Dienst rund um die Uhr besetzt. Er ist grundlegend für die deutschlandweite Wetterüberwachung zuständig und die Koordination des Warnmanagements in Absprache mit den Außendiensten. Dabei erstellt er mit einem Zeichenprogramm fortlaufend sogenannte Guidancepolygone für warnrelevante Wetterereignisse, die den Außenstellen als Richtlinie für akute Warnungen dienen sollen. Am Morgen wird außerdem in tabellarischer Form eine Übersicht über die zu erwartenden Wetterereignisse in ganz Deutschland erstellt. Diese Übersicht dient als Diskussionsgrundlage für die morgendliche Frühkonferenz. Die Vorabinformationen werden ebenfalls vom Guidancemeteorologen angefertigt und Windwarnungen für große Teile des Landes gibt er ebenfalls heraus. Selten, aber von sehr großer Bedeutung ist die Bedienung von MoWas (Modulares Warnsystem), denn damit wird vor extremen oder sehr schadensträchtigen Wetterereignissen gewarnt, wie es beispielsweise beim Ahrtalhochwasser der Fall war. Zudem füllt der Guidancemeteorologe täglich ein Formular aus, das zur Archivierung von Wetterlagen dient. Gelegentlich erfolgen auch telefonische Beratungen sowohl für Feuerwehr und Polizei als auch für Privatpersonen. Insgesamt ist dieser Dienst sehr eng mit dem Supervisor verknüpft und quasi seine rechte Hand bei Warnlagen.
In einem weiteren Thema des Tages werden Ihnen dann noch die restlichen Dienste vorgestellt.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.07.2022
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