Regen in der kommenden Woche

Das Thema des Tages beschäftigt sich heute mit den Unsicherheiten in der Niederschlagsprognose für die kommende Woche.

In der kommenden Woche steht bei den verschiedenen Wettervorhersagemodellen einiges an Regen auf der Agenda. In den Regionen, in denen es in den vergangenen Wochen geregnet hat, wird darauf wahrscheinlich nicht sehnsüchtig gewartet. Aber es gibt auch noch "Ecken" in Deutschland, beispielsweise das östliche Rhein-Main-Gebiet oder Teile des Niederrheins, in denen weiterhin seit Wochen auf Regen gewartet wird.

Die großräumige, sozusagen synoptische "Geschichte" des Wetters bis zum kommenden Freitag ist dabei recht leicht erzählt - und sie unterscheidet sich von Vorhersagemodell zu Vorhersagemodell kaum. Es ist die Geschichte von Tief PEGGY (über dem Ostatlantik) und Hoch QUINTIN (über Skandinavien und dem Nordmeer). Beide rangeln um Macht und Einfluss auf das Wetter, wobei sich PEGGY mehr und mehr durchsetzen kann. Das bedeutet am Montag noch allgemein viel Sonne. Am Dienstag kommt es in der von PEGGY in den Westen und Süden transportierten feucht-warmen Luft schon verbreitet zu Schauern und Gewittern. Und ab Mittwoch, wenn PEGGYs Frontensystem uns von West nach Ost überquert, kann es in ganz Deutschland - auch kräftige - Schauer und Gewitter geben.

Soweit - so (relativ) einfach. Das Problem dabei ist aber die regionale Verteilung der Schauer und Gewitter. Und an dieser Stelle zeigt jedes Vorhersagemodell seine ganz eigenen Vorstellungen. Das ist auch deutlich in der beigefügten Grafik zu erkennen (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/9/4.html). Sie zeigt die akkumulierten Regenmengen bis in die Nacht zum kommenden Samstag, auf der linken Seite vom Vorhersagemodell IFS des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMWF), auf der rechten Seite vom DWD-Modell ICON.

Einig ist man sich darin, dass es verbreitet regnen soll. Im Detail zeigen sich dann aber deutliche Unterschiede. Während IFS z. B. für Karlsruhe und das angrenzende Nordbaden nur 5 bis 10 mm (Liter pro Quadratmeter) vorhersagt, würde sich laut ICON dort über 40 mm aufsummieren. Anders verhält es sich rund um die Mecklenburgische Seenplatte. Im Gegensatz zum dort mit lediglich 5 bis 10 mm sehr verhalten auftretenden ICON geht IFS in die Vollen: Satte 40, lokal sogar über 60 mm werden von den europäischen Kollegen an Niederschlag avisiert.

Das Problem ist, dass es bei der Niederschlagsprognose von Schauern und Gewittern nicht nur auf die großräumigen Zirkulationsmuster, sondern auch auf viele kleinräumige Faktoren ankommt. Dies sind z.B. die Windstärke- und Richtung in verschiedenen Höhen, die horizontale und vertikale Feuchteverteilung, die Einstrahlung, die Temperatur und die Temperaturschichtung - um nur einige wenige zu nennen. Wesentlich ist, dass Unterschiede im Detail teils große Auswirkungen auf die räumliche Verteilung und Intensität der Niederschläge haben können.

Bezüglich der zu erwartenden Intensität der Niederschläge liegt ein weiteres Problem im Charakter der hier beispielhaft betrachteten Vorhersagemodelle. Als typische Vertreter der Kategorie "Globalmodell" (also als Modell mit globaler Vorhersage) ist die räumliche Auflösung der Modellphysik gröber als bei hochauflösenden (und damit zumeist räumlich limitierten) Vorhersagemodellen. Das bedeutet aber auch, dass Niederschlagsspitzen etwas "verwaschen" werden. Mit anderen Worten: Punktuell können über den betrachteten (und ja auch recht langen) Zeitraum durchaus mehr als die von IFS simulierten knapp 80 mm an der Südspitze des Kummerower Sees in Mecklenburg-Vorpommern fallen.

Leider bedeutet das gesagte letztendlich, dass es für genaue Aussagen über die zu erwartenden Niederschlagsmengen noch zu früh ist. Das ist einerseits unbefriedigend - bietet aber Hoffnung für alle, die mit der Vorhersage für ihre Region aktuell (noch) unzufrieden sind.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.09.2022

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