In Deutschland war die Wetterlage am Wochenende zwar von Tiefausläufern geprägt und daher durchaus abwechslungsreich, aber Unwetter gab es keine. International sieht es da ganz anders aus.
In Europa waren vor allem die sintflutartigen Regenfälle auf Kreta ein denkwürdiges Wetterereignis. Grund dafür war ein kleinräumiges Tief im Zusammenspiel mit einem hochreichenden Trog, die sich über Kreta ostwärts hinwegbewegten. Innerhalb von 24 Stunden ergossen sich am Samstag mehr als 290 Liter pro Quadratmeter rund um die Stadt Sitia. In Herkalion wurden im gleichen Zeitraum mehr als 140 Liter pro Quadratmeter gemessen. Die Wassermassen führten zu zahlreichen Erdrutschen und massiven Überschwemmungen. Der Regionalgouverneur von Kreta spricht vom schlimmsten Unwetter der letzten 100 Jahre.
In Zentralamerika zogen die Reste des Tropensturms KARL mit starken Regenfällen von Nordost nach Südwest über die Regionen Tabasco und Chiapas. Dabei wurden in Pichucalco mehr als 340 Liter Regen pro Quadratmeter, in Camoapa mehr als 380 Liter pro Quadratmeter gemessen. Die extremen Regenfälle ließen Flüsse über die Ufer treten und verursachten Überschwemmungen und Sturzfluten.
Auch in Australien gab es heftige Regenfälle, allerdings bereits Ende der letzten Woche. Im Südosten des Landes sowie auf der Insel Tasmanien fiel zeitweise der Strom aus. Niederschlagsmengen von verbreitet zwischen 80 und 160 Liter pro Quadratmeter in 48 Stunden lösten Überschwemmungen aus.
Der Tropensturm SONACA traf am Samstag, den 15. Oktober auf die zentrale Provinz Quang Ngai in Vietnam und löste verheerende Überschwemmungen aus. Tausende Haushalte waren betroffen, etliche Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Örtlichen Behörden zufolge kamen innerhalb von 24 Stunden 300 bis 400 Liter pro Quadratmeter zusammen. In Khe Tre sollen 549 Liter gefallen sein. In den genannten Regionen ist wettertechnisch derzeit Ruhe eingekehrt. Die Aufräumarbeiten werden aber noch etwas andauern. Für Vietnam könnte es Ende der Woche erneut spannend werden. Derzeit wirbelt Taifun NESAT über der Philippinischen See. Laut aktuellen Berechnungen bewegt er sich westwärts und könnte am frühen Freitagmorgen unserer Zeit das Land am nördlichen Küstenstreifen treffen.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.10.2022
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