Wie war das Wetter am Tag der Gründung des Deutschen Wetterdienstes?
Genau 70 Jahre ist es am heutigen 11. November 1952 her, dass der Deutsche Wetterdienst gegründet wurde. In Sachen Wetter und Klima ist in dieser Zeit viel passiert und nicht nur deshalb ist ein Blick auf das Wetter am Gründungstag sehr interessant.
Abbildung 1 zeigt die Wetterkarte des Deutschen Wetterdienstes vom Dienstag, 11. November 1952 um 7 Uhr morgens. Hinter einem Tief über der Ostsee strömte auf direkten Weg vom Nordmeer über die Nordsee arktische Polarluft nach Deutschland. Mit dem Hoch mit Schwerpunkt westlich der Britischen Inseln lässt sich die Großwetterlage "Nord zyklonal" (Nz) klassifizieren, der wir im bisherigen Herbst 2022 überhaupt noch nicht begegnet sind. Die Drängung der Isobaren (Linien gleichen Luftdrucks) verrät, dass die Strömung recht straff war, was recht windiges Wetter bedeutete. Im Bereich der über Süddeutschland liegenden Kaltfront kam es gebietsweise zu Niederschlägen (schräg nach oben rechts schraffierte Bereiche), die zum Teil als Schnee fielen (gekennzeichnet durch die Sterne). Im Norden traten Schauer auf (markiert durch nach unten weisende Dreiecke).
Die Beobachtungen (siehe Abbildung 2, 3. Spalte oben) zeigen Temperaturen zwischen 0 und 6 Grad im Tiefland und Frost im höheren Bergland. Auf der Zugspitze wurden -11 Grad gemessen bei einer Schneehöhe von 4 Metern (!). Da muten die am heutigen Freitagmorgen gemessenen 20 cm Schnee dort ganz schön kümmerlich an.
Darüber hinaus zeigen die damaligen Beobachtungen, dass es vor allem im Süden auch viel geregnet hat. In Oberstdorf fielen sogar 51 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden (siehe 4. Spalte oben), was umgemünzt auf unser heutiges Warnmanagement eine Unwetterwarnung vor ergiebigen Dauerregen bedurft hätte. Auch sonst gab es im Süden häufig 10 bis 30 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden.
Und wie war die Vorhersage? Das verrät Abbildung 3 im unteren Teil, wobei die Vorhersagen allerdings für den kommenden Tag galten, also dem 12. November 1952. Erwartet wurden in Südbayern noch Schneefälle, die aber nachlassen sollten. In den anderen Regionen wurde mit Schauern, teils als Regen, teils als Schnee, gerechnet. Die Höchsttemperaturen sollten bei 1 bis 4 Grad liegen, nachts wurde häufig leichter Frost prognostiziert. Auch in den Folgetagen sollte es nach kurzer Pause nasskalt weitergehen. Von derartig nasskalten Verhältnisse sind wir derzeit zwar noch weit entfernt, im Laufe der kommenden Woche deutet sich aber eine Abkühlung an.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.11.2022
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