Spannende Wetterwoche mit markanter Luftmassengrenze und größeren Unsicherheiten

Die neue Woche bringt Spannung und viele Warnparameter. Die Spannbreite an Warnparametern reicht von Schnee, gefrierendem Regen und Glätte bis hin zu Sturm und Dauerregen. Wo mit welchen Warnungen zu rechnen ist und welche Unsicherheiten es gibt, wird im heutigen Thema des Tages erläutert.

Wieder Spannung beim Wettergeschehen

Nachdem das Wetter in den vergangenen Wochen eher zurückhaltend agiert hat, bietet diese Wetterwoche Einiges an Spannung. Zum morgigen Dienstag entwickelt sich quer über Deutschland eine Luftmassengrenze. Es ist mit länger anhaltenden und teils kräftigen Niederschlägen zu rechnen, die auf der kalten Seite bis in tiefe Lage als Schnee fallen können. Neben dem Niederschlag hat auch der Wind noch ein gehöriges Wörtchen mitzureden, zum Teil wird es stürmisch. Spannend wird es insbesondere auch deshalb, weil Kleinigkeiten darüber entscheiden können, wo genau die Luftmassengrenze liegt und wie kräftig Schnee und Wind ausfallen.

Was ist eine Luftmassengrenze

Beginnen wir zunächst einmal damit, was eine Luftmassengrenze ist. Gemeinhin bekannt sind Kalt- und Warmfronten. Diese trennen zwei unterschiedliche Luftmassen voneinander. Vor einer Kaltfront ist die Luftmasse wärmer als dahinter. Bei der Warmfront ist es genau umgekehrt. Wenn nun eine Front nicht weiter nach Süden oder Osten vorankommt, sondern ortsfest liegen bleibt, spricht man von einer Luftmassengrenze. Dies trennt in der Regel Luftmassen polaren Ursprungs nach Norden und mildere Atlantikluft weiter im Süden. Gerade im Winter kann es dadurch zu kräftigen Schneefällen auf der kalten Seite der Luftmassengrenze kommen. Je nach Ausprägung ist im Übergangsbereich manchmal auch gefrierender Regen möglich.

Ausgangslage am Montagmorgen
Schon heute Morgen hat sich in den nördlichen Landesteilen vorübergehend eine dünne Neuschneedecke ausgebildet. Von den Niederlanden über Niedersachsen und Hamburg bis nach Mecklenburg-Vorpommern und das nördliche Brandenburg sind ein paar Zentimeter gefallen. Sonst gab es zunächst nur im Bergland etwas Schnee. Die Nutzermeldungen aus der Warnwetter-App zeigten eine schöne Winterlandschaft. Solche Bilder wird man in den nächsten Tagen sicherlich häufiger zu Gesicht bekommen.


Entwicklung der Luftmassengrenze am Dienstag (07.03.2023)

Los geht es am morgigen Dienstag. Schon aus der Nacht heraus ist im Nordosten etwas Neuschnee möglich, wenn eine Kaltfront von Nordwesten langsam südostwärts vorankommt. Diese Kaltfront gehört zu einem kräftigen Sturmtief mit dem Namen Cornelis, dass über Südschweden bis zum Baltikum zieht. Entscheidend ist jetzt, was weiter stromaufwärts passiert. Über dem nahen Ostatlantik liegt ein weiteres kräftiges Tief. Diese beiden Tiefdruckgebiete nehmen Verbindung zueinander auf, in Form einer sogenannten Tiefdruckrinne. Damit kommt die Kaltfront nur bis zur Mitte des Landes voran und bleibt dort eingelagert in der Tiefdruckrinne längere Zeit liegen.

Übergang in Schneefall über der Mitte

Somit gehen die Niederschläge ausgehend von NRW über das südliche Niedersachsen bis nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg im Laufe des Nachmittags immer mehr in Schnee über. Ob der Schnee auch liegen bleibt, hängt natürlich davon an, wie die Temperatur in Bodennähe ist. Eine Möglichkeit dies zu betrachten, ist die 5 cm Temperatur. In den Karten erkennt man, dass es in tiefen Lagen zunächst noch zu mild ist für eine Schneedecke. Im Laufe des Nachmittags geht der Regen zunächst über der westlichen Mitte in Schnee über. Ab dem Abend bis in die Nacht auf Mittwoch muss dann im gesamten Streifen über der Mitte mit der Ausbildung einer Schneedecke gerechnet werden.


Bedingungen für Ausbildung einer Schneedecke.

Ein entscheidender Faktor, wie schnell der Regen in Schnee übergeht, ist der Wind. Wenn Niederschlag fällt, dann verdunstet dieser auch fortwährend (Übergang in die gasförmige Phase). Damit dies funktioniert, muss der Umgebungsluft Wärme entzogen werden. Man spricht in diesem Zusammenhang von Verdunstungsabkühlung. Bei einem lebhaften Wind, kann diese nicht so recht Wirkung entfalten, da fortwährend eine Durchmischung mit wärmerer Umgebungsluft stattfindet. Bei schwachen Winden kann die Verdunstungsabkühlung bei länger anhaltenden und im Idealfall kräftigen Niederschlägen die volle Wirkung entfalten.
Diesen Effekt erkennt man auch am morgigen Dienstag bei der Betrachtung der Winde in etwa 600 m Höhe (925 hPa). Dass die Niederschläge zunächst im Westen in Schnee übergehen, liegt daran, dass eben dort der Wind in 925 hPa zuerst schwächer wird. Später ist dies dann entlang der gesamten Luftmassengrenze der Fall.


Zunehmend Unsicherheiten zum Mittwoch

Am Mittwoch nehmen die Fragzeichen über die genaue Lage und Intensität der Luftmassengrenze zu. Zum einen gibt es Schwankungen, wo genau die Luftmassengrenze liegen wird. Wenige Kilometer bzw. 1 Grad mehr oder weniger können schon darüber entscheiden, ob und wieviel Schnee auch in tiefen Lagen zu erwarten ist. Kleine Randtiefs (bzw. Wellen), die von West nach Ost über die Luftmassengrenze hinwegziehen, können die Niederschläge und damit auch mögliche Schneefälle noch verstärken.
Eben diese Unterschiede gibt es derzeit noch in den Wettermodellen. Erkennen kann man dies über den sogenannten Spread beim Luftdruck. In der Grafik ist das EZMWF mit seinen 52 Berechnungen zu sehen. Während am Dienstag die Unsicherheiten beim Luftdruck noch gering sind, nehmen diese zum Mittwoch deutlich zu.


In der zweiten Wochenhälfte noch größere Unsicherheiten

In der zweiten Wochenhälfte nehmen die Unsicherheiten nochmal zu. Man kann zwar noch sagen, dass sich die Luftmassengrenze dann eher nach Norden verschieben sollte. Weitere Details sind aber noch sehr unsicher. Das betrifft neben der Region und Intensität für Schneefälle auch den Wind. So könnte es eingangs des Wochenendes vielleicht auch ein stärkeres Sturmtief über dem Norden geben.

Windentwicklung

Wind ist auch ein Thema, das bisher noch gar nicht angesprochen wurde. Schon in der Nacht auf Dienstag und am morgigen Tag gibt es im Norden eine ausgewachsene Sturmlage mit teils Sturmböen im Binnenland und schweren Sturmböen an den Küsten. Auf den nordfriesischen Inseln sowie den Ostseeinseln Darß und Rügen sind auch orkanartige Böen nicht ausgeschlossen.
Sonst gibt es morgen und in den Folgetagen vor allem südlich der Luftmassengrenze einen lebhaften West- bis Südwestwind, der in Böen in tiefen Lagen stark bis stürmisch weht. Im höheren Bergland sind dann bis hin zu schweren Sturmböen möglich, auf einzelnen exponierten Bergen auch orkanartige Böen.


Zusammenfassung

Man sieht also, es ist für Spannung gesorgt und man darf gespannt sein, wo sich in den nächsten Tagen vorübergehend eine Schneedecke ausbilden kann und wie hoch diese sein wird. Solche Wetterlagen sind für einige Überraschungen gut.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.03.2023

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