Frühsommer kontra Spätwinter! Ist denn schon April?
Aprilwetter im März! Das Wetter spielt Achterbahn zwischen Spätwinter
und Frühsommer. Temperaturen über 20 Grad und sommerliche Gewitter
mit Starkregen stehen Wintergewittern, Schneeschauern und Nachtfrost
gegenüber. Dazu heizt ein Frühjahrsturm ein.
Während am Samstag noch überwiegend Zwischenhocheinfluss
vorherrschend war und für Wetterberuhigung sorgte, kommt nun wieder
mehr Schwung in die Wetterküche. Hoch INKEN war zu schwach, um sich
nachhaltig über Mitteleuropa zu halten und wandert stattdessen in den
Balkanraum. Auch das Azorenhoch breitet sich lieber ostwärts über den
Mittelmeerraum aus, als die mitteleuropäischen Regionen zu beglücken.
Somit ist der Weg für die Tiefdruckautobahn frei. Über dem
Nordatlantik tummeln sich zahlreiche Tiefs, die nur darauf warten,
endlich Richtung Europa vorzudringen. Anstatt aber einzeln
nacheinander aufzuziehen, verlagern sich die Tiefs als Komplex vom
Atlantik nach Nordwest- und Nordeuropa. Dabei überqueren wiederholt
die Ausläufer der Tiefs auch Deutschland. Den Anfang macht am
heutigen Sonntag die Warmfront von Tief EWALD II nordwestlich von
Schottland. Allerdings ist der Ausläufer noch recht schwach
unterwegs, hat aber schon einen Schwung mildere Atlantikluft im
Gepäck. Entsprechend gehen die Niederschläge rasch von Schnee in
Regen über. Zudem kann auch der Wind schon etwas zulegen.
So richtig zur Sache geht es aber erst, wenn die Ausläufer von Tief
FLURIN zum Montag auf Deutschland übergreifen. Zunächst ist das die
Warmfront, die schon ausgangs der Nacht das Land erreicht und im
Norden und der Mitte das Wetter regnerisch gestaltet. Da der Wind auf
Südwest dreht, kann warme Mittelmeerluft den Weg nach Deutschland
finden, sodass im Südwesten zum ersten Mal verbreitet die
20-Grad-Marke geknackt werden kann. Da aber auch der Wind ordentlich
auftrumpft, kommt die Wärme als laues Lüftchen daher. Insgesamt wird
der Montag nördlich der Donau windig bi stürmisch. An der See und im
Bergland herrscht Sturm. Mit der warmen Luft rücken auch die
sommerlichen Wetterphänomene in den Fokus. Im Süden sowie der
südlichen Mitte können starke Gewitter auftreten, die lokal mit
Sturmböen und Starkregen einhergehen können. Dazwischen kann aber
auch die Sonne häufiger mal scheinen, sodass bevorzugt in der
Südwesthälfte ein frühsommerliches Feeling Einzug hält.
Der Dienstag legt dann noch einen Zahn zu. Auf der Südflanke von
FLURIN erreicht das Sturmfeld Deutschland. Stürmische Böen oder
Sturmböen schieben dabei wieder kühlere Luft ins Land. Vor allem in
Hochlagen, an der See sowie bei kräftigen Schauern und Gewittern im
Nordwesten sind auch schwere Sturmböen möglich. Diese potentiellen
Gewitter kommen dann aber wieder als Marke Wintergewitter daher und
können als Begleiterscheinung Graupel bringen. Auch sonst gehen die
Schauer im Bergland wieder zunehmend als Schnee nieder. Im Südwesten
werden zum Vortag teilweise 10 Grad tiefere Höchstwerte
prognostiziert. Somit geht die Achterbahnfahrt vom Frühsommer in den
Spätwinter rasant weiter. Derartige Wetterschwankungen sind
eigentlich für den April typisch.
Der Mittwoch ist bei zahlreichen Schneeschauern und einstelligen
Höchstwerten sowie leichtem bis mäßigem Nachtfrost wieder eindeutig
dem Spätwinter zugeordnet. Dabei peitscht im Norden und Osten weiter
ein starker bis stürmischer Wind über das Land.
Ab Donnerstag geht es voraussichtlich wieder Richtung Frühling,
vielleicht auch Frühsommer. Auf der Vorderseite eines ausgeprägten
Tiefdruckwirbels über dem Ostatlantik soll erneut sehr milde
Subtropikluft nach Deutschland transportiert werden, sodass am
Freitag im Südwesten bei recht viel Sonne wieder Höchstwerte um 18
Grad in Aussicht sind. In der Nordhälfte soll es bei Werten um 13
Grad ebenfalls mild aber auch unbeständig weitergehen. Spannende
Zeiten mit wildem Ritt durch die Jahreszeiten...
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.03.2023
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