Kopfschmerzen, Schwindel, Unwohlsein - kommt´s vom Wetter? Der Schädel brummt oder man fühlt sich nicht so wohl, doch am letzten Abend kann es nicht liegen und auch sonst deutet nichts auf eine Erkältung hin. Was ist das nur? Es könnte sich um Wetterfühligkeit handeln! Doch was hat es damit eigentlich auf sich?

Unter Wetterfühligkeit versteht man im Allgemeinen die wetterbedingte Veränderung des körperlichen und seelischen Allgemeinbefindens. Die Beschäftigung mit ihr reicht weit zurück. Bereits der griechische Arzt Hippokrates (460-370 v. Chr.) wusste seinerzeit davon zu berichten.


Ein Blick in unseren Körper zeigt, dass im Inneren eine Temperatur von etwa 37 Grad herrschen muss, damit unsere Organe optimal funktionieren. Kommt es beispielsweise zu einem Wetterumschwung, der mit einer Temperaturänderung einhergeht, muss der Körper entsprechend auf diese Änderung reagieren. Dies geschieht durch die Regulation des vegetativen Nervensystems, was wiederum Auswirkungen auf den Hormonhaushalt hat.

Nun gibt es Menschen, die von dieser körpereigenen Anpassung überhaupt nichts mitbekommen, aber auch andere, an denen das Ganze nicht einfach so spurlos vorübergeht. Zu welcher Personengruppe man gehört, ist von zwei Dingen abhängig: zum einen von der Anpassungsfähigkeit des eigenen Organismus und zum anderen von der Intensität des Wettereinflusses (je stärker die Wetteränderung, desto größer die Auswirkungen auf die Gesundheit). Wetterfühlige Menschen besitzen ein sehr empfindliches Nervensystem, dessen Reizschwelle bei Luftdruck- und/oder Temperaturänderungen schnell überschritten wird.


In einer Studie zum Thema Wetterfühligkeit, die vom Deutschen Wetterdienst im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde, gaben von 1623 Befragten 50 % an, dass das Wetter einen Einfluss auf ihre Gesundheit habe. Die häufigsten Symptome waren dabei Kopfschmerzen und Migräne (59 %), Müdigkeit (55 %), Abgeschlagenheit (49 %), Gelenkschmerzen (42 %) und Schlafstörungen (40 %). 29 % der Wetterfühligen waren im Jahr vor der Befragung mindestens einmal nicht in der Lage, ihrer normalen Tätigkeit nachzugehen.

Diverse Studien zu diesem Thema ergaben auch, dass vor allem kurzfristige Wetteränderungen wie zum Beispiel die mit der Passage von Tiefdruckausläufern verbundenen Luftmassenwechsel bei Wetterfühligen für Beschwerden sorgen. Dagegen ist im Bereich eines Hochdruckzentrums die geringste negative Beeinflussung der menschlichen Gesundheit zu finden, sofern gleichzeitig keine thermische oder lufthygienische Belastung vorliegt (Bucher, 1993).

In den heutigen Grafiken (Link 1) des Deutschen Wetterdienstes, in denen täglich für die erste und zweite Tageshälfte des aktuellen sowie der zwei Folgetage Gefahrenindizes für die Wetterfühligkeit in Deutschland dargestellt werden, zeigt sich genau der Ansatz dieser Studien. Im Nordwesten ist ein erhöhter Einfluss für Wetterfühlige zu erkennen, denn dort streift ein Tiefausläufer das Vorhersagegebiet. Je weiter man nach Südosten und Osten vorankommt, umso geringer wird dieser Einfluss. Das liegt daran, dass sich über Ost- und Südosteuropa das Hochdruckgebiet JEANINE befindet.

Morgen früh beeinflusst dieser Ausläufer dann den Norden und sorgt dort für eine recht hohe Gefährdung. Auch im Osten und Südosten ist die gesundheitliche Beeinträchtigung für Wetterfühlige stark ausgeprägt. Dies dürfte wahrscheinlich an den großen Temperaturunterschieden zwischen den Früh- und Mittagsstunden liegen. Im weiteren Tagesverlauf nimmt der Einfluss des Wetters auf die Gesundheit dann allgemein ab.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.03.2023

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