Tief Peter teilt sich auf

Das heutige Thema des Tages beschäftigt sich mit der Entwicklung des Nordatlantik-Tiefs Peter.

Das Osterwetter meint es gut mit uns. Hochdruckeinfluss sorgt für ruhiges Wetter, entsprechend kurz kann das Statement bezüglich der Wetterausprägungen ausfallen: trocken, zunehmend frühlingshaft, schwachwindig - und schon ist die Ostervorhersage fertig. Sollten darüber hinaus noch Details zu den sonnigsten Regionen gewünscht sein, dann ist auch das schnell erledigt: Am heutigen Ostersonntag der Südwesten und Mitteldeutschland, am morgigen Ostermontag dann die gesamte Südosthälfte bis in die Pfalz, nach Westfalen und Mecklenburg hinein. Damit sagen die Modelle aktuell sogar noch etwas mehr Sonne voraus als in den letzten Tagen.

Aber wirklich interessant wird das Wetter ja ohnehin erst ab der Nacht zum Dienstag bzw. am Dienstag selbst, wenn von Westen neue Tiefausläufer auf uns übergreifen. Dabei spielt das Tief PETER über dem Nordatlantik als steuerndes Zentraltief eine entscheidende Rolle. Dies ist auch in der Abbildung 1 zu erkennen, in der die Prognose für den kommenden Dienstag um 12 UTC (14 Uhr MESZ) dargestellt ist.

Tief Peter liegt zu diesem Zeitpunkt südlich von Grönland. Von ihm zieht sich ein langgestrecktes Frontenband, das an der einen oder anderen Stelle Wellen schlägt, in einem weiten Bogen über den Nordatlantik, Südskandinavien und das östliche Mitteleuropa bis zu den Pyrenäen. Weit überwiegend wird dieses Frontenband bzw. Frontensystem als Okklusion geführt, erkennbar an der Farbe Pink und an den aus einem Halbkreis und einem daran anschließenden Dreieck bestehenden Frontensymbol.

Und jetzt wird es kurz wissenschaftlich: Folgt man der klassischen Frontentheorie, dann hat im Bereich der Okklusion die schnellere Kaltfront die langsamere Warmfront eingeholt und beide sind nachfolgend zur Okklusion "verschmolzen". Die zwischen der Kaltfront und der Warmfront liegende Warmluft, die den Warmsektor bildet (erkennbar z. B. am Frontensystem von Tief Quax), wird bei diesem Prozess angehoben, wodurch der Druck sinkt. Das Anheben der Warmluft und damit auch der zugehörige Druckfall ist am Okklusionspunkt, also an dem Punkt, an dem Warm- und Kaltfront gerade zusammenlaufen, am stärksten ausgeprägt.

Bei diesem Prozess kann sich am Okklusionspunkt ein neues Tief bilden, welches man dann Teiltief nennt (vgl. Link zum DWD-Lexikon). Es KANN sich bilden, muss aber nicht. Glaubt man den Vorhersagemodellen, so soll sich am Frontensystem von Tief Quax kein Teiltief bilden. Dafür ist Tief Peter umso teilungsfreudiger. Man könnte fast sagen, Tief Peter ist eine mehrfach gespaltene bzw. multiple Persönlichkeit. Und dem entsprechend haben die Kolleginnen und Kollegen der Freien Universität Berlin, die in Deutschland für die Vergabe der Namen der Hoch- und Tiefdruckgebiete verantwortlich zeichnen, die Teiltiefs von Peter auf die Namen Peter II und Peter III getauft (vgl. Link zur FU Berlin).

Für den Wetterablauf in den kommenden Tagen ist diese Entwicklung durchaus keine rein akademische. Denn durch den Luftdruckfall und die Ausbildung der Teiltiefs verschärfen sich die Luftdruckgegensätze zwischen Nordwesteuropa und dem in der Karte erkennbaren Hoch über Frankreich. Und das bedeutet: Uns steht ab Dienstag ein stark böiger und teils stürmischer Wind ins Haus.

Auf weitere Details bezüglich des Wetters am Dienstag wird an dieser Stelle verzichtet. Es bleibt aber noch eine Frage zu klären: Warum trägt Quax ein Fragezeichen hinter dem Namen? Die Erklärung ist einfach: Während Peter I bis III ihre Namen schon offiziell erhalten haben, ist dies bei Quax noch nicht der Fall. Bei der Benennung handelt es sich um eine Vermutung des Autors. Mal schauen, wie sich die FU Berlin letztendlich entscheidet.


Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.04.2023

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