Der Mittelmeerraum wird wiederholt von Hitzewellen heimgesucht. Derzeit schwitzt vor allem der östliche Mittelmeerraum bei Temperaturen um oder über 40 Grad. Dazu lodern aufgrund der Trockenheit vielerorts Waldbrände - natürliche Hilfe beim Löschen ist aber nicht Sicht.
Während sich über Nord- und Nordwest- sowie Mitteleuropa eine zyklonale Westlage eingestellt hat, sodass unter Tiefdruckeinfluss wiederholt atlantische Luft in die Nordhälfte Europas strömt, sorgt ein Tief westlich des Schwarzen Meeres dafür, dass heiße Luft von Ägypten nach Griechenland und in die Türkei weht. Zudem kann sich auch von Israel, Syrien und dem Libanon bis zum Iran und Irak weiter die heiße Luft einnisten. Nachdem die Iberische Halbinsel bei Höchstwerten unter 36 Grad vorübergehend etwas "durchschnaufen" konnte, soll sich zum Wochenende auch dort die Lage bei Hochdruckeinfluss und recht viel Sonnenschein wieder etwas verschärfen, indem die Werte wieder um 40 Grad liegen.
Am heutigen Mittwoch wird der Hitzehöhepunkt in Griechenland erwartet. Vor allem im Süden und Osten des Landes sollen die Temperaturen tagsüber auf Werte zwischen 39 und 46 Grad steigen. Aber auch im Nordwesten Griechenlands bleibt es bei Maxima von 34 bis 38 Grad heiß. Schwitzen ist am heutigen Mittwoch zudem in der Türkei angesagt. Auch dort simulieren die Modelle Höchsttemperaturen von 37 bis 44 Grad. Gleichermaßen steht die Hitze auch auf Zypern bei Werten um 40 Grad, in Syrien mit 37 bis 46 Grad, in Israel mit 32 bis 42 Grad, oder in Ägypten abseits der Küste mit 38 bis 50 Grad voll im Fokus. Aber die Hitze kommt nicht allein!
Neben der Hitze sorgen auch die starke Sonneneinstrahlung und die mit Feuchte angereicherte Luft für eine zusätzliche Belastung. Aufgrund der Sonne kann viel Mittelmeerwasser verdunsten und sich als Wasserdampf in der Luft aufhalten. Umso wärmer die Luft, desto mehr Wasserdampf kann diese aufnehmen. Je höher die Lufttemperatur ist, desto geringer wird die notwendige relative Feuchte um Schwüle zu erzeugen. Bei einer aktuellen Temperatur von ca. 17 Grad beträgt der Sättigungsdampfdruck (vgl. Link Wetterlexikon https://t1p.de/sts31 ) gerade 18.8 hPa, d.h. es müssen etwa 100 % relative Feuchte herrschen, um Schwüle zu erreichen. Bei 20 Grad werden immerhin 80 %, bei 30 Grad noch 44 % und bei 40 Grad nur ca. 25 % relative Luftfeuchte benötigt, um das Milieu als schwül zu empfinden. Vor allem im Küstenumfeld der Mittelmeerstaaten beträgt die spezifische Feuchte derzeit aber 40 bis 80%, was auf eine extreme Schwüle schließen lässt. Der Körper leidet daher stark unter der Hitze und der Schwüle. Auch die Nächte können bei Tiefstwerten zwischen 27 und 20 Grad kaum für Entlastung sorgen.
Trotz der hohen Feuchte in der Luft sind Niederschläge rar. Allenfalls lokal begrenzt können einzelne heftige Gewitter ausgelöst werden und dort zu heftigem Starkregen, Hagel und Sturmböen führen. Diese örtlichen Schauer und Gewitter mindern daher kaum die anhaltende Trockenheit und sorgen auch nicht für eine natürliche Unterstützung beim Löschen der zahlreichen Wald- und Flächenbrände. Bis über das kommende Wochenende hinweg sind im Umfeld des Mittelmeeres kaum signifikante Regenfälle zur erwarten. Allenfalls im Norden Spaniens, in der Balkanregion oder rund ums Schwarze Meer sind in diesem Kontext nennenswerte Niederschlagsmengen möglich.
Statt den zahlreichen Feuerwehrleuten und freiwilligen Helfern eine Stütze zu sein, präsentiert sich das Wetter eher als launischer Partner, der die Brände anfacht. Verantwortlich dafür ist der stark böige, teils stürmische Wind, der vielerorts herrscht.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.07.2023
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