Waschküchenwetter

Die Wetterlage hat sich grundlegend umgestellt und in der feuchten und energiereichen Luftmasse haben sich bereits am vergangenen Wochenende einige, teils heftige Gewitter entwickelt. Auch in den kommenden Tagen bleibt uns das Waschküchenwetter erhalten.

Südwest zyklonal lautet das Stichwort. Dies ist die im Fachjargon verwendete Klassifizierung der derzeitig vorherrschenden Wetterlage in Deutschland. Zum einen wird mit "Südwest" die derzeitige Strömungsrichtung beschrieben und "zyklonal" deutet auf Tiefdruckeinfluss hin. Das Gegenteil wäre hier "antizyklonal", was für Hochdruckeinfluss steht. Durch die südwestliche Anströmung auf der Vorderseite des Tiefdruckgebietes BERND mit Kern über dem südlichen Großbritannien wird mit der angesprochenen südwestlichen Strömung sehr warme und feuchte Luft in weite Teile Deutschlands geführt. Eine Luftmassengrenze diagonal über Deutschland trennt dabei die sehr warme und feuchte Luftmasse im Südosten von einer etwas weniger warmen, aber ebenfalls feuchten Luftmasse im Nordwesten. Diese Luftmassengrenze verschiebt sich immer mal wieder etwas nach Norden oder Süden. Dadurch, dass die Luftmasse regional sehr energiereich ist, können sich teilweise heftige Schauer und Gewitter samt Unwetterpotential entwickeln.

Dies war auch schon am vergangenen Wochenende der Fall. Vor allem im Süden des Landes gab es bereits am Samstag regional heftige Regenfälle, Sturmböen und teilweise Hagel mit Korngrößen um 3 cm. Eine kleine Auswahl findet sich in den folgenden Tabellen:


Ort Bundesland stündlicher Niederschlag in l/qm am Samstag, den 12.08.2023 Hammelburg Bayern 28
Wassertrüdingen Bayern 27
Roth Bayern 25


Ort Bundesland max. Böen in km/h am Samstag, den 12.08.2023 Freudenstadt Baden-Württemberg 96, Bft 10
Lautertal-Oberlauter Bayern 85, Bft 9
Altmühlsee Bayern 83, Bft 9
Harburg Bayern 77, Bft 9
Wunsiedel-Schönbrunn Bayern 77, Bft 9


Am Sonntag traten zunächst zwar auch einige Gewitter auf, Niederschlagsmengen über 25 l/qm in einer Stunde wurden im Messnetz zunächst jedoch nicht registriert. Auch stürmische Böen oder gar Sturmböen gab es kaum. Lediglich Hagel wurde von Nutzern unserer App gemeldet. Am Abend änderte sich dies und es entwickelten sich dann am Alpenrand unwetterartige Gewitter mit heftigem, teils sogar extrem heftigem Starkregen. Laut Nutzermeldungen war sogar Hagel mit Korngrößen um 5 cm dabei, was verschiedene Radaranalyseverfahren durchaus als plausibel erscheinen lassen. Einige Niederschlagsmengen sind in der nachstehenden Tabelle aufgeführt:

Ort Bundesland stündlicher Niederschlag in l/qm am Sonntag, den 13.08.2023 Rosenheim Bayern 55
Irschenberg Bayern 50
Geretsried Bayern 48
Ettal-Linderhof Bayern 47
Garmisch-Partenkirchen Bayern 29
Utting Bayern 28
Diessen-Ammersee Bayern 27


Auch am heutigen Montag und in den kommenden Tagen hält die Gewittertätigkeit weiter an. Die größte Gefahr geht dabei von heftigem Starkregen aus, aber auch Hagel mit mehreren Zentimetern Durchmesser und Sturmböen können mit von der Partie sein. Eine genaue Regionalisierung ist jedoch schwierig. Konstatieren lässt sich nur, dass das Unwetterpotential im äußersten Norden und Nordwesten am geringsten ist.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.08.2023

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