Der Herbst lässt vorübergehend die Muskeln spielen, kann aber den Spätsommer noch nicht aufhalten. Zahlreiche Tiefs gestalten das Wetter derzeit unbeständig, teils windig und recht kühl. Nachts rückt das Herbstphänomen Nebel in den Fokus. Ab Sonntag schlägt die Stunde des Spätsommers!
Am morgigen 1. September beginnt nach meteorologischer Zeitrechnung der Herbst. Damit das die Meteorologen in diesem Jahr nicht vergessen, zeigt sich das Wetter schon zum Sommerende entsprechend herbstlich. Denn derzeit treiben noch zahlreiche kleine Tiefs und deren Ausläufer Ihr Unwesen über Nord-, West- und Teilen Mitteleuropas. Einhergehend beeinflussen sie zunächst auch weiter das Wetter in Deutschland. Nachdem Tief FRANZ bei Dänemark mit seinem Frontenzug abgezogen ist, liegt Tief GÜNTER nordwestlich von Irland in Lauerstellung und schickt seine Ausläufer schon von Frankreich her gen Benelux und Deutschland. Nachfolgend soll es sich dann eine Luftmassengrenze über Deutschland bequem machen. Somit löst zum Freitag ein regnerischer Wettercharakter das heutige Schauerwetter ab.
Dabei gelangt zunächst weiter nur mäßig warme Atlantikluft ins Land, sodass die heutigen Höchstwerte von 16 bis 22 Grad wenig sommerlich daherkommen. Nachts können die Temperaturen bei größeren Auflockerungen schon deutlich in den einstelligen Temperaturbereich absinken. Zudem kann sich in der feuchten, auskühlenden Luft schon häufiger Nebel bilden.
Besonders der sogenannte Strahlungsnebel hüllt die Landschaften in bodennahen Schichten zunehmend in einen weiß-grauen Schleier. Der Strahlungsnebel beruht dabei im Wesentlichen auf bodennahes Auskühlen. Bei klarem Himmel gibt der Boden viel Wärme an die Luft ab und kühlt somit stark aus. Umso länger die Nacht dauert, desto stärker kann der Boden bei wolkenlosen Verhältnissen auskühlen. Zeitlich verzögert kühlt der Boden schließlich auch die bodennahen Luftschichten ab. Verfügt die Luftschicht über eine ausreichende Menge an Feuchte, kann diese ab einer bestimmten Temperatur (Sättigung der Luft mit Wasserdampf) zu kleinen Tröpfchen kondensieren. Nachfolgend bilden sich bodennahe Wolken, die wir als Nebel wahrnehmen. Für Autofahrer können diese Nebelfelder aufgrund einer raschen Verschlechterung der Sichtverhältnisse sehr tückisch sein.
In den kommenden Tagen kann vor allem in der Mitte im Umfeld der Luftmassengrenze durchaus auch der Mischungsnebel örtlich zum Thema werden. Diese Nebelart entsteht durch Abkühlung der Luft in der Nacht bei gleichzeitiger Zufuhr von Wasserdampf. Er tritt häufig im Bereich von Warmfronten auf, wo relativ warme feuchte Luft aus höherliegenden Luftschichten der kalten bodennahen Schicht Feuchtigkeit zuführen. Kühlt sich das entstehende Luftgemisch bis zur Kondensation ab, entstehen Nebeltröpfchen.
Egal welcher Nebel nun die Sicht einschränken mag, wenn die Sonne am Himmel höher steigt und die Luft wieder erwärmt, löst sich der Nebel auf. Der Grund dafür ist, dass wärmere Luft eine größere Menge an Feuchte aufnehmen kann, sodass die kleinen Nebeltröpfchen verdunsten und der Luft wieder als Wasserdampf erhalten bleiben. Je nach Bedeckung kann die Luft im Vergleich zu den Sommermonaten nachts nun schon deutlich stärker auskühlen. Dies liegt im abnehmenden Tageslicht. Während zum Sommeranfang am 21. Juni die Sonne knapp 16,5 Stunden am Himmel steht, müssen sich die Menschen in Deutschland in dieser Woche schon mit etwas über 13 Stunden begnügen. Zum kalendarischen Herbstanfang am 23. September werden es dann schon keine 12,5 Stunden mehr sein. Die geringste Dosis an Tageslicht erwarten wir dann zum Winteranfang am 21. Dezember. Das herbstliche Intermezzo zum meteorologischen Jahreszeitenwechsel wird aber rasch wieder vom Spätsommer abgelöst. Ab Sonntag kann sich vom Atlantik eine Hochdruckzone ostwärts über weitere Teile des Landes bis nach Osteuropa ausbreiten. Einhergehend sinkt die Luft aus größeren Höhen zum Boden und trocknet dabei ab. Entsprechend weichen die Wolken dem Sonnenschein, der auch die Temperaturen wieder in die Höhe schiebt. Verbreitet sollen demnach sommerliche Werte zwischen 25 und 31 Grad an der Tagesordnung sein. Nur im Norden bleibt es mit Werten von 20 bis 25 etwas kühler, aber durchaus angenehm.
Wie lange sich der Spätsommer über Deutschland festsetzt ist derzeit schwer zu sagen, da ab Montag die Unsicherheiten stark zunehmen. Es gibt aber durchaus Potential für eine spätsommerliche erste Septemberwoche.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.08.2023
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