In einigen Medien wird bereits mit "wilden" Überschriften zum bevorstehenden Wintereinbruch getrommelt. Stellt sich nun wirklich der Winter ein? Was geben die Modellvorhersagen derzeit vor?
Am heutigen Mittwoch (22.11.23) sorgt zunächst noch Hoch "Bionda" mit Zentrum über dem nahen Nordostatlantik für ruhiges und weitgehend niederschlagsfreies Wetter in Deutschland. Sicherlich erwähnenswert sind die Temperaturen im Osten: Dort liegt die Tageshöchsttemperatur heute nur bei Werten um den Gefrierpunkt, gebietsweise kommt es dort zu Dauerfrost.
Allerdings schwenkt Tief "Niklas", das mit seinen beiden Kernen im Europäischen Nordmeer liegt, bereits sein Frontensystem in Richtung Deutschland. Mit dem Tiefausläufer fließt jedoch vorübergehend etwas mildere Luft zu uns, die sich zumindest am Donnerstag in der Nordhälfte bei Höchstwerten zwischen 10 und 13 Grad verbreitet durchsetzen kann. Während also in der Nacht zum Donnerstag leichter Luftfrost noch ein Thema ist, zieht sich dieser in der Nacht zum Freitag ins höhere Bergland zurück. Zunächst ist von einem Wintereinbruch nichts zu spüren.
Da sich Tief "Niklas" in den kommenden Tagen allmählich südostwärts über Skandinavien in Richtung Baltikum und Westrussland verlagert, greift im Laufe des Donnerstags die zugehörige Kaltfront auf Deutschland über und erreicht Freitagfrüh die Alpen. Gleichzeitig erstreckt sich Hoch "Bionda" immer mehr von der Iberischen Halbinsel aus über Schottland und Island bis nach Grönland. Entsprechend stellt sich eine zunehmend nördliche Strömung ein, sodass ab der Nacht zum Freitag der Weg frei ist für mäßig-kalte und zu Schauern neigende Polarluft, die das Wetter wieder deutlich wechselhafter gestaltet.
Dies wiederum sorgt für ein allmähliches Absinken der Schneefallgrenze. Zunächst liegt diese in der Nacht zum Freitag bei rund 800 Metern. Am Freitag tagsüber sinkt sie bei sehr wechselhaftem Schauerwetter mit einzelnen Graupelgewittern bis in mittlere Lagen ab, in der Nacht zum Samstag können die Schauer vorübergehend sogar bis in tiefe Lagen als Schnee niedergehen.
Dennoch wird es vielerorts nicht zum Schlittenfahren ausreichen. Aufgrund der positiven Temperaturen tagsüber und der noch vorhandenen Bodenwärme wird sich der Schnee meist schnell wieder verflüssigen, vor allem in tiefen Lagen der Westhälfte. Lediglich im Nordosten sowie im Alpenvorland besteht die Chance, dass sich der Schnee auch mal etwas länger hält. Ganz anders sieht es im höheren Bergland aus. Dort schafft es der Winter, sich bei Dauerfrost durchzusetzen. Hervorzuheben sind vor allem das Erzgebirge und die Alpen. Dort stauen sich Niederschläge, die meist als Schnee fallen und auch über längere Zeit anhalten können. In höheren Lagen der Alpen kann sich der Schnee bis Sonntag voraussichtlich auf 50 cm aufsummieren, lokal auch etwas mehr.
Zum Sonntag macht die Schaueraktivität den aktuellen Modellprognosen zufolge vorübergehend eine kleine Pause. Ob sich in der nächsten Woche wirklich ein nachhaltiger Wintereinbruch einstellen kann, werden die Vorhersagen in den kommenden Tagen zeigen.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.11.2023
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