Tief "Oliver" bescherte vielen Regionen Deutschlands am gestrigen Montag und in der vergangenen Nacht den ersten Schnee. Wir ziehen heute Bilanz und geben einen kurzen Ausblick auf weitere Schneefälle in den kommenden Tagen.
Winterwetter hat in Deutschland Einzug gehalten und uns erwartet auch in den kommenden Tagen winterliches Wetter. Einen ersten richtigen Auftakt bis in tiefe Lagen bescherte uns das Schneetief "Oliver". Es zog am gestrigen Montag und in der vergangenen Nacht von Belgien kommend über den Westen und die Mitte Deutschlands nach Bayern. Es hatte einiges an Niederschlag im Gepäck, der regional bis in die Niederungen in Schnee überging. Im Thema des Tages vom 26. November wurde bereits ausführlich auf die Entstehung des Tiefs und dessen Zugbahn eingegangen, ebenso wie auf die Luftmassen, die für den Wintereinbruch verantwortlich waren. Wer also Genaueres über die Hintergründe erfahren möchte, dem sei dieses Thema sehr empfohlen.
Heute ziehen wir eine erste Bilanz. Bereits am gestrigen Morgen setzten im Westen, etwa von der Eifel bis zur Pfalz Schneefälle ein. Im Tagesverlauf breiteten sich diese quer über die Mitte aus und erfassten am Abend und in der darauffolgenden Nacht auch Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Südbrandenburg und den Norden und Osten Bayerns. In der Mitte hielten die Schneefälle auch die ganze Nacht über an. Vielerorts konnte sich in den genannten Regionen so eine mehr oder weniger mächtige Schneedecke ausbilden - zumindest in den Niederungen die erste ihrer Art in diesem Winterhalbjahr.
Vergleicht man die gemessenen Schneehöhen von Montag, 7 Uhr (MEZ), mit denen vom heutigen Dienstag, 7 Uhr (MEZ), kann man den Neuschneezuwachs eindrucksvoll erkennen. Vor allem quer über der Mitte Deutschlands kam teils einiges an Schnee zusammen. Etwa oberhalb von 300 bis 400 m über Meeresniveau (ü.NN.) fielen bis zum Dienstagmorgen vielerorts 10 bis 15, stellenweise auch um 20 cm Neuschnee, oberhalb von 500 m örtlich noch mehr. Während es entlang des Rheins etwas zu mild für Schnee war, reichte es selbst im schneearmen Rhein-Main-Gebiet für eine dünne Nassschneedecke, ebenso wie im Thüringer Becken und in der Leipziger Tieflandsbucht.
Ein besonderer Hotspot war Hessen und der Nordosten von Rheinland-Pfalz, vor allem die Staulagen von Westerwald und Taunus. Zum einen hielt dort der Schneefall besonders lange an (rund 18 Stunden), zum anderen war er tagsüber zum Teil recht kräftig. Die sogenannte Niederschlagsabkühlung sorgte dafür, dass bereits tagsüber die Temperatur auf etwa 0 Grad abfiel und dadurch die Schneefallgrenze bis in die Täler absank. All dies führte dazu, dass sich dort bis auf etwa 200 m ü.NN. herab eine 10 bis 20 cm mächtige Schneedecke ausbilden konnte. In Waldbrunn-Lahr (280 m) wurden am Morgen 25 cm gemessen, im Wiesbadener Stadtteil Auringen (263 m) waren es 17 cm und in Bad Homburg (255 m) 16 cm - um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Der nasse und dadurch sehr schwere Schnee brachte teils erhebliche Probleme mit sich. Er lastete so schwer auf den Bäumen, dass diese teilweise unter der Schneelast zusammenbrachen. Auch die aufgeweichten Böden aufgrund der ungewöhnlich hohen Niederschlagsmengen der vergangenen sechs Wochen trug mit dazu bei, dass einige Bäume umstürzten. Feuerwehr und Polizei wurden am gestrigen Abend und bis in den heutigen Tag hinein ordentlich auf Trab gehalten (z.B. im Rheingau-Taunus-Kreis).
Nördlich der Mittelgebirge war es zwar kalt genug für Schnee, der Schneefall war dort aber zu schwach, um mehr als ein bisschen "Puderzucker" auf Autos, Wiesen und Dächer zu hinterlassen. Im Südwesten und südlich der Donau fiel in tieferen Lagen überwiegend Regen, da südlich des Tiefs etwas mildere Luft einsickerte.
Auch in den kommenden Tagen geht es winterlich weiter. In der kommenden Nacht zum Mittwoch greift schon das nächste Schneetief namens "Quintius" von der Nordsee kommend auf den Nordwesten über. Es hat vor allem für den Norden und Nordwesten Schnee im Gepäck, der teils schauerartig fällt. Dort ist verbreitet mit ein paar Zentimeter Schnee zu rechnen. Möglicherweise formieren sich schmale Schauerstraßen, in denen innerhalb weniger Stunden strichweise sogar 5 bis 15 cm fallen könnten. Am wahrscheinlichsten ist dies in einem Streifen vom Emsland bzw. Westmünsterland über das Osnabrücker Land und Ostwestfalen bis zum Weserbergland.
Am morgigen Mittwoch kommen die Schneefälle weiter ost- und südostwärts voran. Sie erreichen dann auch den Osten, die Mitte und bis zum Abend etwa die Donau. Dabei lassen sie aber an Intensität nach. Dennoch kann es vor allem in den Mittelgebirgen regional ein paar Zentimeter Neuschnee geben. In den Niederungen ist eher nasskaltes Schmuddelwetter zu erwarten, da dort tagsüber die Temperaturen wieder in den Plusbereich gehen (1 bis 4, entlang des Rheins auch um 5 Grad).
Weitere Tiefs bringen am Donnerstag und Freitag vor allem dem Süden Niederschläge. Mit den Temperaturen geht es noch ein Stück nach unten. Vielerorts stellt sich leichter Dauerfrost ein. Über den Gefrierpunkt steigen die Temperaturen tagsüber dann nur noch ganz im Süden, entlang des Rheins und an den Küsten. Die genauen Zugbahnen der Tiefs sind allerdings noch etwas unsicher. Somit ist noch unklar, wie weit die Schneefälle nach Norden ausgreifen. Bei einer nördlichen Zugbahn wären auch die mittleren Landesteile mit Schneefällen betroffen und ganz im Süden könnte der Niederschlag in den Niederungen wieder in Regen übergehen. Bei einer südlicheren Zugbahn bliebe es in der Mitte trocken, dafür käme dann der Niederschlag auch im Süden überwiegend als Schnee vom Himmel. Auch wenn es bezüglich der Details noch Unsicherheiten gibt, so bleibt uns das eher winterliche Wetter in weiten Teilen Deutschlands bis mindestens zum ersten Adventswochenende erhalten.
Zum Abschluss noch ein paar ausgewählte Schneehöhen mit Schwerpunkt auf tiefe und mittlere Lagen, Dienstag, 28.11.2023, 7 Uhr (MEZ):
Waldbrunn-Lahr (Kreis Limburg-Weilburg) 280 m 25 cm Bad Marienberg (Westerwaldkreis) 547 m 23 cm
Pisach-Laaber (Kreis Neumarkt i.d. OPf.) 517 m 21 cm Heinrichsthal (Kreis Aschaffenburg) 446 m 20 cm Neukirchen-Hauptschweda (Schwalm-Eder-Kreis) 500 m 20 cm Wiesbaden-Auringen (Wiesbaden) 263 m 17 cm
Gedern-Schönhausen (Wetteraukreis) 414 m 17 cm Heiligenstadt-Kalteneber (Kreis Eichsfeld) 447 m 17 cm Bad Homburg (Hochtaunuskreis) 255 m 16 cm
Beuren (Kreis Trier-Saarburg) 505 m 15 cm
Dr. rer. nat. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.11.2023
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