Können Sie sich an die letzte mehrtägige Hochdruckwetterlage in Deutschland erinnern? Man muss schon weit im Wetterkartenarchiv zurückgehen, um fündig zu werden. Am kommenden Wochenende könnte es aber mal wieder soweit sein.
Keine zwei Wochen, dann ist Heiligabend! Für Manche (dem Autor eingeschlossen) kommt dieser Tag beinahe jedes Jahr sehr überraschend und so steht man in der eigentlich besinnlichen Vorweihnachtszeit unter Hochdruck, passende Weihnachtsgeschenke für die Liebsten noch pünktlich zu ergattern.
Hochdruck, ein Wort, von dem in den Wetterberichten der vergangenen Wochen höchstselten zu lesen war. Und wenn, dann eigentlich immer in Kombination mit dem Wörtchen "Zwischen-". Tatsächlich muss man schon weit zurückblicken, um eine mehrtägige und bundesweite Hochdrucklage zu finden. Beim "schnellen Durchklicken" des Wetterkartenarchivs fällt einem Anfang September auf. Damals sorgte Hoch PATRICIA im Zusammenspiel mit Hoch OLENKA für ruhiges Wetter. Auf regionaler Schiene wird man "bereits" in der ersten Oktoberdekade fündig, als die Hochs TORA und ULRIKE vornehmlich auf die Südwesthälfte einwirkten.
Doch jetzt halten Sie sich fest: Am kommenden Wochenende könnte es mal wieder soweit sein - wenn auch nicht bundesweit. Schon am Freitag gewinnt von Westen her ein atlantisches Hoch, das wahrscheinlich auf den Namen FIONA hört, zunehmend Einfluss auf unser Wetter. Spätestens ab Samstag stehen damit vor allem dem Süden und Südwesten ein paar niederschlagsfreie Tage ins Haus, die abseits zäher Nebel und Hochnebelfelder auch mit Sonnenschein einhergehen. Der Norden und Nordosten werden dagegen zeitweise von schwachen Tiefausläufern gestreift, dort überwiegen also - weiterhin - dichte Wolken und etwas Regen.
Insgesamt bleibt es mild! Im Nordwesten und Norden steigt die Temperatur ab Sonntag sogar wieder auf Höchstwerte um 10 Grad. Im Druckniveau 850 hPa, also in etwa 1500 m Höhe über dem Meeresspiegel, liegt die Temperatur recht verbreitet zwischen 5 und 10 Grad. Dieses Niveau wird gerne gewählt, um die Qualität einer Luftmasse zu beschreiben, da die Luft in dieser Höhe weitgehend unbeeinflusst von Prozessen am Boden ist (zum Beispiel die nächtliche Auskühlung). 5 bis 10 Grad in 1500 m Höhe? Winterluft sieht deutlich anders aus. Da müsste schon ein Minuszeichen vor den Zahlenwerten stehen. Bei guter Durchmischung, die man vor allem an sonnigen Sommertagen hat, wären bei dieser Luftmasse in 2 m Höhe locker 20 bis 25 Grad als Höchsttemperatur drin.
Daran ist im Winter aufgrund der nur flachen Sonneneinstrahlung natürlich nicht zu denken. Durch den einigermaßen lebhaften Wind im Norden, der ebenfalls für ein gewisses Maß an Durchmischung sorgt, sind dort aber "immerhin" zweistellige Höchstwerte möglich. Im Süden sieht das anders aus. Dort wird es recht windschwach sein und in den frostigen Nächten kann sich zäher Nebel oder Hochnebel bilden. Hält sich dieser den ganzen Tag über, was aufgrund der schlechten Durchmischung stellenweise durchaus mal sein kann, ist es sehr wohl möglich, dass die Temperatur dort nicht über 0 Grad rauskommt.
Wie weit sich der Hochdruckeinfluss in die neue Woche retten kann, muss abgewartet werden. Es gibt allerdings Hinweise, dass bereits Richtung Wochenmitte erneut tiefer Luftdruck die Wetterregie übernimmt, womit eine deutlich kältere Luftmasse einströmen könnte. Mit Blick Richtung Weihnachten vielleicht ja gar nicht verkehrt?
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.12.2023
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