Tief YUE brachte vor allem in den Südalpen und in den nördlichen Apenninen große Niederschlagsmengen. Im Bergland oberhalb von etwa 1500 m kam es zudem zu intensiven Schneefällen. Mehr dazu im heutigen Thema des Tages.
Ruhiges Vorfrühlingswetter ist aktuell bei uns in Deutschland bestimmend. Dazu gibt es einen Mix aus dichten Wolkenfeldern, örtlichem Frühnebel und etwas Sonnenschein. Grund dafür ist eine Hochdruckbrücke, die ausgehend vom Azorenhoch über die Mitte Deutschlands bis zum südlichen Ural reicht.
Zu Wochenbeginn bestimmte allerdings noch ein Höhentrog das Wettergeschehen in West- und Mitteleuropa. Dieser dehnte sich von Skandinavien bis zur Iberischen Halbinsel aus. Ursache hierfür war ein langwelliger Höhenrücken in Verbindung mit einem kräftigen Hochdruckgebiet über Russland. Dieses blockierte die Verlagerung des Troges nach Osten. Dadurch dehnte sich der Höhentrog weiter nach Süden aus und schnürte sich von der Höhenströmung ab, wodurch es über Südfrankreich zu einer Tiefdruckentwicklung kam. Dieses Bodentief mit dem Namen YUE verlagerte sich daraufhin in Richtung Korsika. Auf der Vorderseite wurden dabei milde und sehr feuchte Luftmassen nach Norden geführt, die im Südstau der Gebirge teils unwetterartige Niederschlagsmengen mit sich brachten.
In den letzten 48 Stunden kamen im Südstau der Alpen verbreitet um 100 Liter pro Quadratmeter zusammen. In den Staulagen der nördlichen Apenninen örtlich auch über 150 Liter pro Quadratmeter. Ein Großteil der Niederschläge wurden dabei innerhalb deutlich kürzerer Zeit verzeichnet. Die Station Barga in den Nordapennin registrierte beispielsweise von Montagabend bis Dienstagfrüh in nur zwölf Stunden 93 Liter pro Quadratmeter. Zudem gab es in den höher gelegenen Skigebieten in den Südalpen eine ordentliche Neuschneepackung. Die Schneefallgrenze pendelte dort zwischen 1000 und 1600 Metern. Oberhalb davon fielen vor allem in den südwestlichen Alpen und in Südtirol teils 50 bis 100 cm Neuschnee. In den nördlichen Apenninen lag die Schneefallgrenze etwas höher und damit größtenteils knapp über Gipfelniveau.
Mittlerweile hat sich Tief YUE abgeschwächt und im Verlauf des Tages löst es sich allmählich auf. Gleichzeitig entwickelt sich südlich davon, nahe von Sizilien, ein neues Bodentief (int. EMIL), das in Sizilien, im Norden von Tunesien und Algerien für kräftige Regenfälle sorgt. Vor allem im Norden von Algerien sind dabei ebenfalls unwetterartige Niederschlagsmengen von örtlich deutlich über 150 Liter pro Quadratmeter bis Freitag möglich. Aber auch auf Sizilien und in Süditalien werden verbreitet 30 bis 70 Liter pro Quadratmeter erwartet, was zu einer leichten Entspannung der Trockenheit dort beitragen wird.
Schwere Unwetter im Mittelmeerraum treten bei blockierenden Wetterlagen vor allem im Herbst und in der ersten Hälfte des Winters häufiger auf. Grund dafür ist das vergleichsweise warme Wasser in dieser Zeit. Kommt es dann zu einem Ausgreifen einer atmosphärischen Störung bis in den Mittelmeerraum ist das Potenzial für unwetterartige Entwicklungen gegeben. Ein Beispiel hierfür ist Tief Daniel, welches im September 2023 für katastrophale Überschwemmungen in Libyen und Griechenland sorgte.
M.Sc. Met. Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.02.2024
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