Wir haben Daten ausgewählter Wetterstationen ausgewertet und die Fußballturniere mit dem wärmsten, kältesten, sonnigsten, trübsten, trockensten und feuchtesten Wetter in Deutschland gekürt.
Die Fußballfans in Deutschland fiebern dem Start der Fußball-Europameisterschaft entgegen. Endlich wieder ein großes Turnier im eigenen Land! Viele fühlen sich erinnert an das legendäre Sommermärchen 2006, als Poldi, Schweini und Co. die deutsche Nationalmannschaft bis ins Halbfinale führten. Doch nicht nur der gute Fußball blieb in Erinnerung, sondern auch das Wetter zu jener Zeit. Sonnenschein, hochsommerliche Hitze und laue Sommerabende hatten einen gewichtigen Anteil an der ausgelassenen Stimmung, die sich landauf, landab breitmachte. Doch wie schneidet das Wetter in Deutschland zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im Vergleich zu den Wetterlagen während anderer Fußballturniere ab? Wann war es besonders warm und trocken, wann eher kühl und nass?
Dazu werten wir Daten der DWD-Wetterstationen Berlin-Dahlem, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg-Fuhlsbüttel, München-Stadt und Stuttgart-Echterdingen aus, die repräsentativ für den generellen Wettercharakter in Deutschland sein sollen. Wir starten mit der Europameisterschaft 2021, die "Winter-WM" 2022 als Ausnahme berücksichtigen wir in diesem Kontext nicht. Wir gehen zurück bis zur Europameisterschaft 1980, da frühere Turniere eine oft viel zu kurze Laufzeit hatten. Als charakteristische Größen verwenden wir die mittlere Höchsttemperatur, die mittlere Sonnenscheindauer und die Regentage bzw. die relative Anzahl der komplett trockenen Tage während des jeweiligen Turnierverlaufs. Die Ergebnisse sind in Abbildung 1 dargestellt.
Tatsächlich nimmt die WM 2006 bei der Temperatur und der Sonnenscheindauer die Spitzenposition ein, aber auch die WM 1994 in den USA (deutsche Niederlage im Viertelfinale gegen Bulgarien) und die WM 2010 in Südafrika (Niederlage im Halbfinale gegen Spanien) mischen in den Top-3 mit. Im Hinblick auf die Trockentage kommt die EM 1988 in Deutschland ins Spiel (Niederlage im Halbfinale gegen die Niederlande), dafür fällt die WM 2006 aus dem Ranking, wahrscheinlich bedingt durch eine etwas stärkere Gewitterneigung in teils schwül-warmer Luft.
Eine nicht nur sportlich, sondern auch wettertechnisch eher triste Angelegenheit war die EM 2004 in Portugal (Vorrundenaus), die in den Flop-3 für die Temperatur und Regentage auftaucht. Für einige sicher erstaunlich, aber auch die WM 1990 in Italien, als Deutschland durch ein spätes Elfmetertor von "Andi" Brehme zum dritten Mal Weltmeister wurde, fiel hierzulande nicht gerade durch sonniges und sonderlich warmes Wetter auf. Ebenfalls im Negativ-Ranking gelistet werden durch zeitweise sehr kühles Wetter die EM 1984 (Vorrundenaus), und durch besonders feuchtes Wetter die EM 1980 (Europameister).
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Variabilität des mitteleuropäischen Sommerwetters auch nicht vor den Fußballturnieren haltmacht. Durchweg sonniges Hochsommerwetter während eines gesamten Turniers sind definitiv kein Standard, sogar eher Seltenheit. Zwar verbinden wir seit der WM 2006 ein "Fußball-Sommermärchen" immer auch mit super sonnigem und beständigem Sommerwetter, doch sollte man den Einfluss des Wetters auf die generelle Stimmungslage nicht überbewerten. Es kann nämlich auch anders gehen, wie die WM 1990 beweist. Also lassen wir das Wetter Wetter sein und freuen uns auf ein hoffentlich sportlich erfolgreiches Turnier, für wen auch immer Sie die Daumen drücken.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.06.2024
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