Seit dem 1. Juni läuft sie offiziell wieder: Die Hurrikansaison. Den aktuellen Stand und die Prognosen dazu lesen Sie im heutigen Thema des Tages.
Offiziell läuft die alljährliche Hurrikansaison über dem Nordatlantik vom 1. Juni bis zum 30. November. Vor ihrem Beginn erstellen diverse nationale Wetterdienste und weitere wissenschaftliche Einrichtungen stets Prognosen über ihren Verlauf. Prognostiziert wird dabei die Anzahl benannter Stürme, wobei es dabei nicht nur um Hurrikane geht, sondern um alle tropischen und subtropischen Stürme über dem Nordatlantik.
Dabei definieren sich die Wirbelstürme über ihre mittlere Windgeschwindigkeit (1-minütiger Mittelwind). Ab 62 km/h spricht man von einem tropischen Sturm (bzw. je nach Entstehungsregion auch subtropischen Sturm), ab 119 km/h von einem Hurrikan und ab 178 km/h von einem schweren Hurrikan (engl.: major hurricane). Durchschnittlich entwickelten sich zwischen 1991 und 2020 - also innerhalb der aktuellen sogenannten Vergleichsperiode - pro Jahr 14 tropische Stürme, darunter 7 Hurrikane und 3 schwere Hurrikane.
Vergleichen wir diese Durchschnittswerte mal mit dem Rekordjahr 2020. Mit 30 benannten Stürmen - so viel gab es noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen - entwickelten sich mehr als doppelt so viele Stürme als im Mittel. Davon mauserten sich 14 Stück zu Hurrikanen (Platz 2 nach 2005) und davon wiederum sieben zu schweren Hurrikanen (wie 2005). Letztes Jahr verlief mit 21 tropischen Systemen, was die Gesamtzahl betrifft, zwar ebenfalls überdurchschnittlich, mit 7 Hurrikanen und 3 schweren Hurrikanen lag die Saison aber voll im Soll.
Und auch für 2024 prognostizieren Experten eine überdurchschnittliche Wirbelsturmaktivität auf dem Nordatlantik. Das Klimaprognosezentrum der US-amerikanischen NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) sieht für dieses Szenario eine 85-prozentige Wahrscheinlichkeit. Einer durchschnittlichen Saison räumt es dagegen nur eine 10-prozentige und für eine unterdurchschnittliche sogar nur eine 5-prozentige Chance ein (Stand Ende Mai 2024).
Den Grund dafür sieht das Klimaprognosezentrum vor allem in den extrem hohen Wassertemperaturen des Atlantiks. Rund 90 % des für die atlantische Hurrikansaison relevanten Meeresgebiets bewegt sich in Sachen Temperatur derzeit auf Rekordniveau. Zudem wird erwartet, dass die sog. El Nino Southern Oscillation (kurz: ENSO; siehe https://t1p.de/2djh) nach einer der stärksten jemals beobachteten El Nino Phasen in ein La Nina Ereignis umschwenkt. Dabei handelt es sich kurz gesagt um ein großräumiges Zirkulationsmuster über dem Pazifik, dass in dieser Form (La Nina) zu einer Abnahme der Windscherung in den Tropen führt und damit förderlich für eine rege Sturmtätigkeit über dem Nordatlantik ist. Dazu werden schwache Passatwinde und ein verstärkter westafrikanischer Monsun prognostiziert - alles Faktoren, die die Entwicklung von tropischen Wirbelstürmen begünstigen.
In absolute Zahlen umgemünzt geht das Klimaprognosezentrum dieses Jahr von 17 bis 25 benannten Stürmen aus, wovon 8 bis 13 zu Hurrikanen und davon wiederum 4 bis 7 zu schweren Hurrikanen heranreifen sollen. Und damit sind sie nicht alleine, sondern gliedern sich in die Vorhersagen anderer Einrichtungen problemlos ein, wie die folgende Tabelle zeigt.
Tatsächlich war dieses Jahr bisher nur ein benannter tropischer Sturm unterwegs (Alberto). Der Sturm traf am 20.06. auf die Ostküste Mexikos und sorgte dort sowie auch an der texanischen Küste für zum Teil enorme Überschwemmungen. Mit Blick auf die Prognosen steht in den nächsten Wochen und Monaten wohl noch einiges an Ungemach an. Bleibt zu hoffen, dass so viele Stürme wie möglich über Wasser bleiben, fernab von bewohnten Gebieten, und schlicht als höchst fotogene Modelle für die Satelliten fungieren.
(Das Bild und den Link zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)
Dipl. Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.06.2024
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