Kurze Hitze hier, extreme Hitzewelle dort

Während sich in Deutschland die sommerliche Hitze dieses Jahr bisher auf kürzere Episoden beschränkte, gibt es in anderen Teilen der Welt teils extreme Hitzewellen.


Am heutigen Dienstag gibt der (Hoch-) Sommer in unseren Breiten vorübergehend richtig Gas: An der Vorderseite von Tief ELKE (der Kern liegt heute etwa über der Keltischen See) werden sehr warme Luftmassen aus dem westlichen Mittelmeerraum nach Deutschland geführt. Die Temperaturen steigen am heutigen Tag südlich einer Linie Emsland-Uckermark verbreitet auf Werte von mehr als 30 Grad. Im Norden sowie im Bergland bleibt es ein paar Grad kühler. Dabei trägt abseits des äußersten Nordens reichlich Sonnenschein zum hochsommerlichen Wettercharakter bei. Der noch wirksame Einfluss von Hoch DOMINIK über Nordosteuropa sorgt außerdem dafür, dass das Schauer- und Gewitterrisiko ausgesprochen gering bleibt. Nur am westlichen Alpenrand kann ein abendliches Gewitter nicht ganz ausgeschlossen werden. Bereits in der Nacht zum Mittwoch nimmt der Tiefdruckeinfluss von Westen her aber zu, die am Mittwoch von West nach Ost Deutschland passierende Kaltfront sorgt für eine leichte Abkühlung ? Werte von mehr als 30 Grad sind dann nur noch im Bereich der Lausitz wahrscheinlich.

Während die Hitze bei uns also eher eine ?Eintagsfliege? ist, ist die Situation im Südwesten der Vereinigten Staaten von Amerika eine ganz andere. Bereits seit der letzten Junidekade kommt es vor allem in den Bundesstaaten Kalifornien, Nevada und Arizona zu einer massiven Hitzewelle. Ein sich kaum veränderndes Strömungsmuster ermöglicht zum einen die Heranführung von heißen Luftmassen aus Süden, zum anderen können sich diese vor Ort durch hochdruckbedingten ungestörten Sonnenschein massiv aufheizen. An den letzten Tagen wurden beispielsweise im Kalifornischen Längstal Höchstwerte zwischen 40 und 48 Grad Celsius gemessen. In der Großstadt Las Vegas (Bundesstaat Nevada) stieg das Thermometer sogar vorübergehend auf 49 Grad. Der eindeutige Hitze-Hotspot war aber einmal mehr das sogenannte ?Death Valley? in der Mojave-Wüste. Jene Touristen, die sich noch dorthin trauten, mussten mit Temperaturen von bis zu 53 Grad zurechtkommen.

Das Death Valley (?Tal des Todes?) ist Teil des gleichnamigen Nationalparks und liegt zu großen Teilen in Kalifornien. Das Tal liegt tiefer als der Meeresspiegel (tiefster Punkt ist das Badwater Basin mit -86 m; gleichzeitig tiefster begehbarer Punkt der Vereinigten Staaten) und ist von hohen Gebirgsketten umgeben (bis über 4400 m). Am 10.07.2021 wurde die bisher höchste (unbestrittene) Temperatur mit 54,4 Grad in Furnace Creek gemessen. Viele Abenteuertouristen besuchen jedes Jahr diese Region und werden unübersehbar mittels Anzeigetafeln vor den Gefahren der Hitze gewarnt. Beispielsweise kann man sich in einem klimatisierten Auto lange sicher fühlen, aber was passiert, wenn die Klimaanlage ausfallen sollte? Falsche Einschätzungen führen immer wieder zu Todesfällen, auch dieses Jahr kam bei der aktuellen Hitzewelle bereits ein Motorradfahrer ums Leben. Ein Ende der aktuellen extremen Hitzeperiode ist zunächst nicht in Sicht.

Doch kommen wir nach Deutschland zurück. Die Passage der Kaltfront von Tief ELKE geht nicht geräuschlos vonstatten. Bereits in der Nacht zum Mittwoch kommen in der Westhälfte teils starke Schauer und Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel auf. Vereinzelt sind auch unwetterartige Entwicklungen, besonders im Grenzgebiet zu den Niederlanden und Belgien, möglich. Im Laufe der Nacht verlagern sich die Schauer und Gewitter zur Mitte. Am Mittwoch liegt der Schwerpunkt der Gewitter dann in der Osthälfte, dabei können ähnliche Begleiterscheinungen auftreten. Auch Unwetter durch heftigen Starkregen und Hagel sind örtlich möglich. Während es in Deutschland mit ?nur? noch sommerlichen Temperaturen weitergeht, wird die Hitze nach Südosteuropa abgedrängt ? dort stellt sich eine längere Hitzewelle ein.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.07.2024

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