Nächtliche Temperaturgegensätze; des einen Freud, des anderen Leid

Vielerorts hat in den vergangenen Nächten das Thema Lüften wieder an Wichtigkeit gewonnen. Um die Wärme aus den Wohnungen und Häusern zu bekommen waren die Voraussetzungen aber sehr ungleich. Im heutigen Thema des Tages behandeln wir die derzeit großen nächtlichen Temperaturgegensätze.

Mit den ansteigenden Lufttemperaturen im Freien wurde auch die Wärme in den Innenräumen wieder ein mehr oder weniger belastendes Thema. Neben dem Verhindern einer starken Aufheizung der Räume tagsüber, ist es besonders wichtig die nächtlichen Stunden für einen Abkühlen der Wohnungen und Häuser zu nutzen.

Das Wetter spielte dabei aber nicht jedem in die Karten. Während im Norden und Osten in den beiden vergangenen Nächten die Temperatur zum Teil auf Werte unter zehn Grad sank, blieb sie in der Nacht zum Mittwoch in der Südwesthälfte örtlich die gesamte Zeit über der 20-Grad-Marke. Einige Stationen registrierten somit eine Tropennacht. Besonders warm war die vergangene Nacht in Stötten (BW) auf 734 Meter Höhe auf der Schwäbischen Alb. Mit 21,9 Grad Celsius war es an keiner Station des Messnetzes vom Deutschen Wetterdienst wärmer. Bemerkenswert ist der Tiefstwert des Feldbergs im Schwarzwald. Auch dort wurde mit 20,7 Grad Celsius auf immerhin knapp 1500 Meter Höhe eine Tropennacht registriert. Die bislang einzige Tropennacht 2024 an dieser Stelle. Am Fuß des Schwarzwaldes im Oberrheingraben auf 200 bis 300 Meter sanken die Temperaturen dagegen auf Werte um 18 Grad ab. Alle Stationen in Deutschland mit einer Tropennacht lagen oberhalb von 450 Metern.


Bei windschwachen Nächten ist diese Temperaturverteilung mit den höchsten Minima in mittleren und teilweise sogar hohen Lagen und niedrigeren Werten in den Tälern üblich. Durch den schwachen Wind fehlte die Durchmischung der verschiedenen Luftschichten und die kältere und damit relativ schwere Luft konnte sich in den Tälern sammeln. Diese dem Normalen verkehrte oder auch inverse Temperaturschichtung nennt man Inversion.

Dem gegenüber standen Regionen im Norden und Osten Deutschlands, die einstellige Nachtwerte meldeten. Besonders kühl war die Nacht zum Dienstag. In Brandenburg sanken die Temperaturen bis auf 7 Grad (Schipkau-Klettwitz 7,2 Grad), noch kühler war es in prädestinierten Tallagen im Erzgebirge. In Deutschneudorf-Brüderwiese stoppte das Thermometer erst bei 3,8 Grad. In der Nacht zum Mittwoch sanken die Temperaturen in Nordfriesland unter die 10 Grad-Marke. Am kühlsten war es in Hattstedt (SH) mit 9,4 Grad.

Die tiefen Temperaturen waren möglich, weil es zum einen sternenklar war und die Wärme über Strahlung gut an das Weltall abgegeben werden konnte. Weitere Gründe waren der angesprochene schwache Wind und relativ trockene Luft. Denn die Luft kann sich nur soweit abkühlen, bis sie vollständig gesättigt ist, sprich bis zum Taupunkt. Eine weitere Abkühlung ist dann nur möglich, wenn Feuchtigkeit abgegeben wird zum Beispiel durch Tau an Vegetation oder Reif in Frostnächten.

In der kommenden Nacht bleibt es bei der bekannten Temperaturverteilung. Besonders in den Regionen, wo es tagsüber nicht ganz so warm war, also im Norden, sinken die Werte wieder nahe oder sogar unterhalb der 10-Grad-Marke. Im Südwesten wird es dagegen erneut örtlich zu einer Tropennacht kommen. Das Kühlen der Räume wird also weiterhin im Süden erschwert. Erst im Laufe der Woche werden auch im Süden die Nächte kühler.


MSc.-Met. Thore Hansen

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.07.2024

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