Wassertemperaturen


In vielen Bundesländern sind noch Sommerferien und da ist die Küste oft ein beliebtes Urlaubsziel. Doch was sagen die Wassertemperaturen zum Badevergnügen an den verschiedenen europäischen Küsten?


Während viele Urlauber ihre freie Zeit im Sommer gerne an der Nord- oder Ostsee verbringen, fahren andere lieber in den wärmeren Mittelmeerraum. Doch nicht nur das Navi weist in entgegengesetzte Richtungen, sondern auch die Werte auf dem Thermometer liegen weit auseinander. Sowohl die Lufttemperaturen an den beiden Küstenregionen stehen in starkem Kontrast zueinander als auch die Wassertemperaturen. An den deutschen Küsten und bei unseren Nachbarn im Norden ist es mit Tageshöchsttemperaturen von gut 20 Grad recht angenehm sommerlich warm, in den Mittelmeerländern herrschen hingegen verbreitet heiße 35 bis 40 Grad. Wo man im Norden noch ein erfrischendes Bad bei 20 Grad genießen kann, fühlt es sich im Süden mit nahezu 30 Grad eher an, wie in der Badewanne. Dazwischen lassen sich die Temperaturen an der europäischen Atlantikküste einordnen. Die Lufttemperaturen liegen in ähnlichen Bereichen wie in Norddeutschland, das Wasser hat etwas wärmere 21 bis 24 Grad zu bieten. Doch woran liegen diese Unterschiede?

Das Mittelmeer liegt etwa 15 Breitengrade weiter südlich, als die Randmeere des Nordatlantiks, was einen spürbaren Unterschied ausmacht, in Hinblick auf die Menge der einfallenden Sonnenstrahlung. Dadurch kann sich die Erdoberfläche dort mehr aufheizen und insbesondere die dunkle Meeresoberfläche absorbiert viel der wärmenden Energie. Wenn die Sonne in den Sommermonaten weiter nach Norden wandert, erreicht ihre wärmende Kraft unsere Breiten erst etwas später als die Mittelmeerregion. Dort wird also bereits eher die Heizung angeschmissen. Die hohe Wärmekapazität des Wassers, sprich seine Fähigkeit, Wärme zu speichern, hat zwei Effekte zur Folge: Zwar ist zuerst viel Energie nötig, es dauert also lange, bis es sich erwärmt hat, wenn es aber soweit ist, kann die Temperatur auch lange gehalten und die Umgebung beheizt werden. So hat das Mittelmeer der Nord- und Ostsee gegenüber einen Vorsprung, wenn es darum geht, Wärme zu sammeln - und den können die beiden auch über den Sommer nicht aufholen.

Das Mittelmeer ist ein Binnenmeer, sodass der Austausch mit anderen Wassermassen erschwert ist und das erwärmte Wasser sich in der "XXL-Badewanne" hält. Einen kleinen Abfluss in den Atlantik gibt es durch die Straße von Gibraltar. Eigentlich würde man nun erwarten, dass das Wasser durch seine hohe Temperatur leichter ist und sich an der Oberfläche auf den Weg in den weiten Ozean machen würde. Das Mittelmeerwasser ist aber zusätzlich ziemlich salzig, was es wiederum schwerer macht. Dadurch verlässt es seine Kinderstube in größeren Tiefen und beeinflusst die Temperatur des Oberflächenwassers im Ostatlantik nicht.

Obwohl beispielsweise Spanien und Portugal auf einem ähnlichen Breitengrad liegen, also ähnlich von der Sonne verwöhnt werden, wie das Mittelmeer, liegt das Temperaturniveau deutlich niedriger. Das liegt an einem größeren Strömungssystem im Atlantik, das im Westen warmes Wasser in Richtung Nordpol transportiert und im Gegenzug kälteres Wasser am Ostrand wieder zum Äquator bringt. Vor der europäischen Atlantikküste übernimmt diese Rolle der Kanarenstrom, der neben dem kühlen Wasser aus Norden auch Reste des warmen Wassers aus dem Golfstrom mit sich führt und damit für beständige Temperaturen in seinem Einzugsgebiet sorgt. Außerdem findet durch die vielfältigen Strömungen mehr Durchmischung mit tieferem und damit kälterem Wasser statt. Dadurch wird das erwärmte Oberflächenwasser hinunter gemischt.

Wenn man also bei der Urlaubsplanung die Wassertemperaturen an einigen Küsten Europas vergleicht, sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.


Christina Kagel

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.08.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst