Am kommenden Sonntag ist - wie jedes Jahr am 1. September - meteorologischer Herbstbeginn. Doch die Natur hält sich nicht immer an derartige Daten und Konventionen und ist bereits in den Herbst gestartet.
Herbstanfang ist nicht gleich Herbstanfang. Für uns Meteorologen beginnt der Herbst immer am 1. September eines Jahres. Dieser Termin wurde festgelegt, um Messdaten international besser zusammenfassen und vergleichen zu können.
Kalendarisch bzw. astronomisch dauert es noch drei Wochen, bis es soweit ist. Hier ist für den Herbstbeginn der Zeitpunkt der Tag- und Nachtgleiche entscheidend. Dieser fällt in diesem Jahr auf den 22. September. Danach sind auf der Nordhalbkugel die Nächte länger als die Tage, bis im darauffolgenden Frühjahr die Tageslänge wieder die Oberhand gewinnt.
Davon unabhängig ist dagegen der phänologische - also durch die Vegetation bestimmte - Herbstanfang. Dieser kann im Voraus gar nicht angegeben werden, da er sich aus der fortschreitenden Pflanzenentwicklung im Jahresverlauf definiert. Weil diese relativ filigran stattfindet, wird im Pflanzenkalender noch deutlich detaillierter zwischen verschiedenen Jahreszeiten differenziert. Um die verschiedenen Phasen der Jahreszeiten zu bestimmen, werden Blüte, Frucht- und Laubentwicklung verschiedenster Pflanzen und Bäume betrachtet. Dabei startet die Übergangsjahreszeit nach dem Sommer mit dem Frühherbst, der anschließend in den Vollherbst übergeht und schließlich mit dem Spätherbst abschließt, auf den anschließend der phänologische Winter folgt.
In Deutschland beginnt der phänologische Frühherbst im langjährigen Mittel am 21. August. Festgemacht wird das in diesem Falle an der Entwicklung des Holunders. Sobald dessen Früchte schwarz am Strauch hängen ist dies das Zeichen für das Ende des Sommers. Nun entwickelt sich der Holunder in den verschiedenen Landesteilen entsprechend unterschiedlich schnell. Das heißt, es lässt sich kein gemeinsamer landesweiter Stichtag festlegen (aus diesem Grund gibt man auch Mittelwerte an). Generell lässt sich sagen: Je südlicher und tiefer eine Region liegt, und damit entsprechend wärmer ist, desto schneller findet die Pflanzenentwicklung und damit der Jahreszeitenübergang statt.
In diesem Jahr hat sich der Spätsommer von einer verhältnismäßig kurzen Seite gezeigt und bereits am 13. August ein Ende gefunden. Die ersten Meldungen zu Holunderfrüchten trudelten bereits sogar schon Ende Juli ein. Auch der Frühling war in diesem Jahr ausgesprochen zeitig an der Reihe. So hatten die Holunderblüten schon früh die Möglichkeit, sich auszubilden und konnten entsprechend zeitig Früchte ausbilden.
Beim Vergleich verschiedener Referenzzeiträume fällt auf, dass die Jahreszeiten vom Frühjahr bis zum Vollherbst im Mittel immer zeitiger beginnen, der Spätherbst sich dagegen nach hinten verschiebt und dadurch die phänologischen Winter insgesamt kürzer werden. Sobald es warm wird, startet die Natur durch und erfreut mit einem bunten Blütenaufgebot.
Zurück zur aktuellen Lage: Während der Spätsommer im Mittel nur etwa zweieinhalb Wochen andauert, sorgen Früh- und Vollherbst etwa einen ganzen Monat lang für Vorfreude auf bunte Blätter und das Rascheln des Laubs beim Herbstspaziergang.
Dem Mittelwert der vergangenen Jahre folgend reicht der Frühherbst am 18. September den Staffelstab an den Vollherbst weiter. Bleibt abzuwarten, wie lange das Gros von Stieleiche und Rosskastanie sich noch Zeit lässt, bis deren Früchte reif sind. Die ersten übereifrigen Vertreter haben bereits Mitte August damit begonnen.
M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.08.2024
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