Die Hurrikan-Saison 2024 verlief nach einem fulminanten Start im weiteren Verlauf erstaunlicherweise bisher sehr ruhig. Nun hat sich allerdings der erste Hurrikan über dem Golf von Mexiko im September entwickelt und auch über dem östlichen Atlantik tut sich was. Ist das der Wendepunkt?
Hurrikan FRANCINE hat die Küste von Louisiana erreicht. Dabei ging der Sturm als Hurrikan der Kategorie 2 an Land. FRANCINE erreicht an den Küsten Spitzenböen von 150 Kilometern pro Stunde, schwächt sich auf seinem Weg ins Landesinnere aber schnell ab. Die Hauptgefahr des Sturms geht von intensiven Regenfällen aus, die auch weit landeinwärts für Überschwemmungen sorgen können. Innerhalb von 24 Stunden sind in Louisiana stellenweise 150 bis 300 Liter pro Quadratmeter zu erwarten.
FRANCINE ist der sechste benannte Sturm im Atlantik in der Saison 2024 bisher. Damit liegt die Wirbelsturmaktivität dort bis zum jetzigem Zeitpunkt entgegen den Prognosen zu Beginn der Saison, sogar auf leicht unterdurchschnittlichem Niveau. Doch was sind die Ursachen hierfür?
Die atlantische Hurrikan-Saison startete in diesem Jahr vielversprechend. Hurrikan BEYRL war der frühste beobachtete Kategorie 5 Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen. Dieser Sturm entwickelte sich bereits am 2. Juli über dem karibischen Meer zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie. Grund dafür waren überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen, sowie günstige atmosphärische Bedingungen, welche die rasche Entwicklung des Sturms förderten.
Im weiteren Verlauf entwickelten sich lediglich die Stürme Debby (Kategorie 1) und Ernesto (Kategorie 2) zu signifikanten Wirbelstürmen auf dem Atlantik. Vom 20. August bis zum 10. September wurde kein einziger Sturm im gesamten Nordatlantik gesichtet und das obwohl zu diesem Zeitpunkt im klimatologischen Mittel der Höhepunkt der Wirbelsturmaktivität beginnt.
Die Ursache dafür lag vermutlich im Ostatlantik in der Nähe von Westafrika. Dieses Gebiet ist besonders interessant für die Entwicklung von starken Hurrikans, da dort die Grundlage in Form von konvektiven Gewittersystemen geschaffen werden. Über Westafrika und dem angrenzenden Ostatlantik wurden in diesem Zeitraum weit nach Norden ausgedehnte African Easterly Waves beobachtet. Dadurch verlagerten sich die konvektiven Gewittersysteme von Westafrika ausgehend über die Sahara in den Ostatlantik. Dies unterdrückte die weitere Intensivierung und teilweise auch schon die Auslösung der konvektiven Systeme sehr stark, sodass der Atlantik in diesem Zeitraum keinen einzigen ausgewachsenen Sturm hervorbrachte.
In den letzten Tagen haben sich die Bedingungen für die Entwicklung von starken Wirbelstürmen zumindest etwas gebessert. Die African Easterly Waves haben ihre Position verändert, sodass in den nächsten Wochen mit einem leichten Aufleben der Aktivität zu rechnen ist. Allerdings befindet sich in der Region, auch aufgrund einer erhöhten Saharastaubkonzentration eine immer noch recht stabile Schicht in der mittleren Atmosphäre, welche die weitere Entwicklung hemmen wird. Durch den Eintrag von Saharastaub wird die einfallende Solarstrahlung an den Staubpartikeln absorbiert, wodurch sich diese Schicht relativ zur unteren troposphärischen Schicht erwärmt. Zusätzlich unterdrückt der geringe Feuchtegehalt dieser Schicht weitere Konvektion.
Derzeit befindet sich eine tropische Depression westlich der Kapverden im östlichen Atlantik. Diese wird sich vorerst nicht weiter verstärken können. Erst im weiteren Verlauf deuten einige Berechnungen der Modelle eine Intensivierung zum tropischen Wirbelsturm oder auch zum Hurrikan an. Westlich der tropischen Depression befinden sich zwei weitere Störungen. Diese bestehen aktuell aus unorganisierten Bändern von Schauern und Gewitter und werden im weiteren Verlauf voraussichtlich ebenfalls keine klare Struktur ausbilden können. Damit bleibt die Sturmaktivität trotz zaghaft angedeuteten Entwicklungen auch im weiteren Verlauf des Septembers voraussichtlich gedämpft.
M.Sc. Met. Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.09.2024
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