Kontrastreicher September mit ungleicher Niederschlagsverteilung

Der diesjährige September zeigte sich wandelbar wie selten. Hochsommerwetter, sintflutartige Regenfälle, Schneemassen in den Alpen und schönster Altweibersommer - alles war dabei. Auch die gemessenen Niederschlagsmengen in Deutschland waren bisher sehr ungleicher verteilt. Während im Südosten teils schon ein Vielfaches der üblichen Monatsmenge gefallen ist, ist es in anderen Regionen noch deutlich zu trocken.

Der September 2024 war wettertechnisch bisher eine regelrechte Berg- und Talfahrt und könnte gegensätzlicher kaum sein. Während es in der ersten Septemberwoche vielfach noch hochsommerlich heiß mit Temperaturen nicht selten über 30 Grad war, folgte eine herbstlich kühle und nasse Periode, sodass die Heizungen erstmals angeworfen werden mussten. In vielen Regionen schafften es die Temperaturen etwa ab dem 10. September nicht mehr über 20 Grad und die gemessenen Höchstwerte lagen unter den Tiefstwerten der vorherigen Woche. Seit einigen Tagen hingegen erfreut uns wieder ein sonniger und warmer Altweibersommer, bevor das Wetter in der kommenden Woche erneut auf Talfahrt geht. Herbstlich kühl, nass und mitunter auch sehr windig ist das Motto für die kommende Woche.

Besonders beeindrucken war der Wettersturz an und in den Alpen. Herrschte Anfang September in den Bergen noch bestes und warmes Wanderwetter, versanken die Hochalpen ab dem vergangenen Wochenende im Schnee. Eine Vielzahl der Wanderhütten wurden eingeschneit und sind teils auch heute noch nicht auf Wanderwegen erreichbar. Doch auch in den Alpentälern machte sich der Wettersturz bemerkbar. Wurden beispielsweise am 5. September in Reit im Winkl noch 29,2 °C gemessen, schaffte es die Temperatur am 14. September nicht über 4,8 °C hinaus.


Doch nicht nur im zeitlichen Verlauf war der Monat sehr kontrastreich. Auch die räumliche Verteilung der Niederschläge könnte unterschiedlicher kaum sein. Vor allem von Sachsen bis in den Süden und Osten Bayerns ist schon jede Menge Niederschlag gefallen. Mit Ausnahme der Leipziger Tieflandsbucht und des Vogtlands kamen in Sachsen bisher verbreitet 100 bis 150 l/qm (gleichbedeutend mit der Einheit ?mm?) zusammen. Ähnliche Mengen, teils sogar bis 200 l/qm, fielen auch im Bayerischen Wald und südlich der Donau. Etwa südlich einer Linie München - Altötting summierte sich der Niederschlag sogar auf 200 bis 300 l/qm und am unmittelbaren Alpenrand auf über 300 l/qm. Am meisten Niederschlag prasselte von den Chiemgauer Alpen bis ins Berchtesgadener Land vom Himmel (300 bis örtlich 450 l/qm). Der nasseste Ort war Marktschellenberg im Berchtesgadener Land mit unglaublichen 454,8 l/qm (350 % des Monatssolls), wobei 3/4 dieser Menge zwischen dem 12. und 16. September im Zuge des Unwettertiefs ANETT gefallen ist (siehe auch Thema des Tages vom 15. September). In den Hochalpen wurden indes historische Neuschneehöhen für Mitte September gemessen. Dabei sollte nicht unterschlagen werden, dass auch im Umfeld der Nordsee mit 80 bis 130 l/qm die Regenmengen überdurchschnittlich üppig ausfielen.


In den bisher genannten Regionen wurde bereits das Zwei- bis Zweieinhalbfache der üblichen Regenmenge des gesamten Septembers erreicht. Im östlichen Ober- und südlichen Niederbayern wurde teils sogar mehr als das Dreifache der Monatsmenge registriert. Bezogen auf die ersten beiden Monatsdrittel (1. bis 20. September) wurde in Ostsachsen sowie im Südosten Bayerns sogar das Drei- bis Fünffache an dem beobachtet, was durchschnittlich in diesem Zeitraum zu erwarten ist.


Ein ganz anderes Bild zeigt sich vom Westen über die Mitte bis in den Nordosten Deutschlands, wo das Monatssoll in weiten Teilen noch nicht erreicht ist. Besonders trocken war es bisher von Vorpommern bis in den Großraum Berlin. Meist fielen dort nur 10 bis 30 l/qm in die Messtöpfe. Damit sind dort erst 25 bis 50 % der durchschnittlichen Monatsmenge zusammengekommen. Ähnlich groß ist die Abweichung in Ostwestfalen. Am trockensten war es in einigen Stadtteilen Berlins,
z.B. in Berlin-Rummelsburg mit nur 7,8 l/qm, was lediglich 1,7 % der gemessenen Regenmenge von Marktschellenberg entspricht!


Bis Monatsende wird in Deutschland aber noch einiges an Regen erwartet, sodass sich das Niederschlagsdefizit noch verringern oder regional sogar ausgleichen dürfte. In den überdurchschnittlich nassen Gegenden wird sich der Regenüberschuss hingegen weiter erhöhen. Mehrere Tiefs bringen mit ihren Frontensystemen laut den Prognosen der gängigen Wettermodelle bis kommenden Samstag (00 UTC) vielerorts Regenmengen zwischen 10 und 30 l/qm. Vor allem an der Nordsee, im westlichen Bergland sowie im Süden und Südosten berechnen einige Modelle Mengen zwischen 30 und 60, kleinräumig auch um 80 l/qm, wobei die räumlichen Schwerpunkte von den einzelnen Modellen noch recht unterschiedlich simuliert werden. Tendenziell am wenigsten Regen wird allerdings erneut im Osten berechnet, wo je nach Modell und Region nur zwischen 5 und 30 l/qm Regen fallen sollen. Da wir deutschlandweit gemittelt aber bereits jetzt im Bereich des Monatssolls liegen, wird der diesjährige September (wie die meisten Vormonate) überdurchschnittlich regenreich ausfallen.


Dr. rer. nat. Markus Übel

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.09.2024

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