Bis Wochenmitte und teils darüber hinaus geben sich gleich mehrere Tiefs die Klinke in die Hand und sorgen für unbeständiges Herbstwetter mit gebietsweise ergiebigen Regenfällen.
Nachdem sich das Herbstwetter am Sonntag vorübergehend beruhigt hatte, leitete Tief DAGMAR schon am gestrigen Montag den nächsten wechselhaften Wetterabschnitt ein. Dem Tief wird allerdings kein langes Leben vergönnt sein, es verlagert sich langsam von der südwestlichen Nordsee nach Nordfrankreich und löst sich dort schon am morgigen Mittwoch auf. Das tut es aber nicht, ohne vorher für Nachwuchs zu sorgen! Ein kleines Randtief mit dem Namen EILEEN zieht bis Dienstagnacht von der Biskaya über Frankreich nach Süddeutschland und dreht am Mittwoch tagsüber nach Tschechien und Polen ein. Es ist ein Ableger des Ex-Hurrikans ISAAC über dem Nordatlantik und hat entsprechend sehr feuchte und niederschlagsträchtige Luft im Gepäck, infolgedessen es vor allem im Süden des Landes ab Dienstagabend kräftig zu regnen beginnt. Am Donnerstag zieht EILEEN nach Nordosteuropa ab, doch das nächste Tief über dem zentralen Mittelmeer springt sofort in die Bresche. Dieses klassische "Genuatief" beeinflusst in der Folge insbesondere den Süden und Südosten Deutschlands.
Wir haben es also mit einem Tiefdrucktrio zu tun (siehe Abbildung 1), das fast überall mal für Regen sorgen dürfte. Anhand der Prognosen des Gesamtniederschlages bis Samstagfrüh verschiedener Modelle (siehe Abbildung 2) lassen sich aber mehrere Schwerpunkte der Niederschlagstätigkeit ausmachen. Zum einem fällt ein Gebiet etwa vom Münsterland und südlichen Emsland über Südniedersachsen nach Osten auf. Hier simulieren die Modelle verbreitet 15 bis 30 l/qm, örtlich bis 50 l/qm. Das meiste davon fällt am heutigen Dienstag und Mittwoch. Ähnliche Mengen berechnen ICON und GFS auch für die Staulagen des Erzgebirges. Ein weiterer Schwerpunkt zeichnet sich im äußersten Südwesten und Süden ab, hier kommen 20 bis 40, von Südbaden bis Oberschwaben sowie am unmittelbaren Alpenrand 40 bis 60 l/qm zusammen, nach GFS-Lesart durchaus auch noch höhere Mengen. Für den Westen und äußersten Südwesten laufen bereits Dauerregen-Warnungen, bei Bedarf werden weitere geschaltet. Nicht außer Acht lassen darf man in den nächsten Tagen die Schneefallgrenze. In den Alpen sinkt diese ab Donnerstagabend teils unter 1500 m, sodass einiges vom Niederschlag als Schnee gebunden wird.
Dennoch dürften die recht flächigen Niederschläge die Pegel besonders an Bächen und kleineren Flüssen vorübergehend deutlich ansteigen lassen. Das European Flood Awareness System (EFAS) gab heute sogenannte "Flash Flood Notification", also eine Art Vorabinfo vor möglichen Sturzfluten, für ein Gebiet zwischen Südbaden und Oberschwaben sowie den Norden Nordrhein-Westfalens und den Südwesten Niedersachsens heraus. Die Wahrscheinlichkeit für ein 5-jähriges Flutereignis liegt nach Angaben von EFAS aber nur bei maximal 30 %. Stärker betroffen könnte beispielsweise die Schweiz sein.
Im Norden und Westen kann sich schon am Donnerstag der Einfluss von Hoch URBAN über der Nordsee bemerkbar machen und die Niederschläge lassen nach. Im Laufe des Wochenendes kann sich URBAN dann auch im Süden und Osten des Landes langsam durchsetzen.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.10.2024
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