Nasser anstatt goldener Oktoberstart

Wie sich die bislang gefallenen Niederschlagsmengen des Oktobers auf Deutschland verteilten und wo sich der Oktober in den kommenden Tagen von seiner "goldenen" Seite präsentieren könnte, soll im heutigen Thema des Tages geklärt werden.

Die erste Hälfte des Oktobers ist bereits schon wieder vorbei. Das Wetter präsentierte sich meist wechselhaft. Für einen goldenen Oktober sind hingegen längere Phasen mit stimmungsvollem Sonnenschein notwendig. Vergleichsweise häufig zeigte sich die Sonne bislang allenfalls im Nordwesten Deutschlands. Ansonsten suchte man die Sonne und damit den goldenen Oktober meist vergeblich.

Die Verfärbung des Laubs in prächtiges Gelb, Orange und Rot wird durch die kürzer werdenden Tage bzw. länger werdenden Nächte ausgelöst. Aufgrund des mangelnden Lichts und weil die Nährstoffversorgung der Blätter im Winter nicht gewährleistet werden kann, stellen die Laubbäume die Photosynthese ein und "entledigen" sich der Blätter. Dabei werden zunächst einmal das Chlorophyll, das die Blätter grün erscheinen lässt, und andere wichtige Nährstoffe abgebaut und im Stamm, in den Ästen oder in den Wurzeln eingelagert. Anschließend überwiegen die Gelb- und Rottöne. Braun werden die Blätter erst beim Absterben.

Neben kürzer werdenden Tageslängen sind auch kalte Nächte für die Blattverfärbung notwendig. Sinken die Temperaturen in mehreren, aufeinander folgenden Nächten unter den Gefrierpunkt, so ist dies für einen schnelleren und großflächigen Verfärbungsprozess vorteilhaft. Daneben spielen auch die gefallenen Niederschlagsmengen eine wichtige Rolle. Doch wie viel Niederschlag kam in den vergangenen zwei Wochen zusammen?

Wetterstationen können hierbei Aufschluss geben, wie viel Niederschlag genau an einem bestimmten Punkt in einer gewissen Zeit gefallen ist. Allerdings kann man durch Wetterstationen nur ein unzureichendes Bild davon bekommen, wie viel Niederschlag in der Fläche gefallen ist. Auch können teilweise kräftige Niederschläge nicht erfasst werden, wenn sie nicht gerade über eine Wetterstation hinwegziehen. Die Lösung für dieses Problem sind die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen seit dem 01. Oktober.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gebietsweise bereits sehr viel Nass von oben kam. Mancherorts regnete es teils langanhaltend und kräftig. Schauer und einzelne Gewitter lieferten zwar nicht flächig, mancherorts aber in Summe durchaus nennenswerte Niederschlagsmengen.
Dass sich die Niederschläge nicht gleichmäßig über Deutschland verteilen, liegt in der Natur der Sache. Bei den Maxima stechen vor allem der Westen, der Südwesten, das Alpenvorland sowie Teile der Mitte hervor. In der östlichen Mitte heben sich interessanterweise die Umrisse des Harzes und des Thüringer Waldes von ihrem Umland ab. Auch im Norden gibt es Regionen mit beachtlichen Niederschlagsmengen.


Im Gegensatz dazu erkennt man im Osten, im äußersten Nordwesten sowie in Teilen Bayerns grüne Flächen, die zeigen, dass dort im Oktober bislang nur Mengen von 10 bis 30 Liter pro Quadratmeter zusammengekommen sind.

Im Durchschnitt fallen im Monat Oktober 40 bis 80 Liter pro Quadratmeter. Die nachfolgende Abbildung zeigt die bisherigen Niederschlagsmengen relativ zum vieljährigen Mittel.

Besonders die pinkfarbenen Flächen von der Pfalz über das nördliche Baden-Württemberg bis nach Unterfranken springen hierbei direkt ins Auge. Diese Farbgebung ist gleichbedeutend mit 250 Prozent und mehr der im Oktober in diesen Regionen sonst üblichen Niederschlagsmengen. Auch sonst ist das Monatssoll oftmals bereits erreicht oder gar weit überschritten. Selbst den oben genannten, vermeintlich trockenen Regionen fehlt teilweise nicht mehr viel bis zur 100-Prozent-Marke.

Nur im äußersten Nordwesten sind gelbliche Farbtöne erkennbar, die darauf schließen lassen, dass hier bislang zwischen 30 und 50 Prozent des Monatssolls zusammengekommen ist. Im Oktober ist die Nordsee hinsichtlich ihrer Oberflächentemperatur noch vergleichsweise warm. Bei entsprechenden Wetterlagen mit höhenkalter Luft wird die Schauertätigkeit in Gang gesetzt. Diese Schauer ziehen dann in das Küstenumfeld und sorgen somit normalerweise für die Erfüllung des Monatssolls.

Doch sieht es nun wenigstens in den kommenden Tagen nach goldenem Oktober aus? Hoch WERNER beschert vor allem dem Osten Deutschlands sonniges und trockenes Wetter. Im Westen ist es hingegen nichts mit eitel Sonnenschein. Das Vorhersagegebiet wird hier zeit- und gebietsweise von schwachen Tiefausläufern gestreift. Zwar liegt die Höchsttemperatur bei Werten um 20 Grad, aber zeitweise ziehen teils dichte Wolkenfelder durch. Am heutigen Mittwoch reicht es nur ganz lokal für ein paar Tropfen, am morgigen Donnerstag und am Freitag ist dann gebietsweise mit etwas Regen oder kurzen Schauern zu rechnen.


In den Nächten ist es meist schwachwindig und in der feuchten Herbstluft begünstigt dies vor allem im Süden die Bildung teils dichter Nebel- und Hochnebelfelder. Diese halten sich teilweise recht zäh und lösen sich im Tagesverlauf in ungünstigen Lagen eventuell auch gar nicht auf. Zudem ist auch von für einen beschleunigten Verfärbungsprozess notwendigen Frost keine Spur.


M.Sc. Tanja Egerer

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.10.2024

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