Herbstliches Hochdruckwetter: Sonne pur versus Dauergrau


Der Blick auf das Barometer sagt "sonnig", der Blick aus dem Fenster sagt neblige Tristesse. Mehr zur klassischen Problematik herbstlicher Hochdrucklagen lesen Sie im heutigen Thema des Tages.


Hochdruckwetter im Herbst - eine Wetterlage, bei der manch einer wohl ernsthaft an der Funktionalität seines Barometers zweifelt. Denn während letzter irgendetwas zwischen 'sonnig' und 'schön' anzeigt, kann sich die Realität durchaus den ganzen Tag über von seiner neblig-trüben Seite zeigen. Durch die mittlerweile recht langen Nächte können der Boden und damit auch die bodennahe Luft deutlich stärker auskühlen als die darüber befindlichen Luftschichten. Es entsteht eine Inversion, die Temperatur nimmt mit der Höhe also zu. Dadurch sind die Luftschichten innerhalb der Inversion von denen darüber entkoppelt und ein vertikaler Luftaustausch wird verhindert. Typischerweise erstreckt sich eine solche Inversion in einem Bereich zwischen wenigen hundert bis rund 2000 m Höhe über Grund.

Ist die Luft zudem noch entsprechend feucht, können sich bei windschwachen Verhältnissen Nebel und Hochnebel bilden, die sich vor allem in den (Fluss-)Niederungen der Mitte und des Südens zäh oder teilweise sogar ganztägig halten können. Dort wo sich die Nebelschwaden auflösen oder erst gar nicht gebildet haben, scheint dann aber die Sonne oftmals ohne Unterlass. Auf der Sonnenseite ist man bei solchen Lagen meistens auch in höheren Berglagen, wo man sich dann oberhalb der Inversion und damit der Nebelluft befindet.

Dank Hoch XELAT über dem östlichen Mitteleuropa herrschen derzeit quasi optimale atmosphärische Bedingungen für die Ausbildung des tristen Graus in Deutschland vor. Ein Blick auf den Radiosondenaufstieg aus Idar-Oberstein von heute (Donnerstag) früh 8 Uhr (MESZ) zeigt schön die Inversion in den untersten 1000 m über Grund (siehe folgende Abbildung). Ganz kurz zur Erklärung: Das Diagramm zeigt den vertikalen Verlauf der Temperatur (durchgezogene schwarze Linie) und des Taupunkts (strichlierte schwarze Linie; Maß für die Luftfeuchtigkeit). Auf der unteren, horizontalen Diagrammachse ist die Temperatur in Grad Celsius aufgeführt und auf der linken, vertikalen Achse der Luftdruck in hPa (mit der Höhe abnehmend). Die Temperatur bleibt entlang der roten, von unten nach rechts oben verlaufenden Linien konstant. Mehr dazu finden Sie zum Beispiel im Thema des Tages vom 03.07.2020.

Man sieht, dass die Temperatur bis rund 560 m Höhe über Grund (etwa 920 hPa) mehr oder weniger konstant bei etwa 6 Grad bleibt (isotherme Schichtung), bevor sie innerhalb von 50 Meter auf knapp 9 Grad ansteigt. Bei circa 900 m Höhe über Grund liegt sie bei 10 Grad, was ungefähr den Oberrand der Inversion markiert. Danach nimmt sie nach einer weiteren kurzen isothermen Phase mit der Höhe ab. Zudem fällt auf, dass die Kurve des Taupunkts bis etwa 600 m Höhe über Grund (etwa 915 hPa) mit derjenigen der Temperatur quasi zusammenfällt. Die Luft ist also gesättigt, sprich die relative Luftfeuchtigkeit beträgt 100 %. Darüber nimmt der Taupunkt und damit auch die Feuchtigkeit deutlich ab. Bei etwa 600 m Höhe über Grund liegt also die Obergrenze der Hochnebeldecke. Darüber würde folglich die Sonne scheinen, zumindest sofern in höheren Luftschichten keine Wolkenfelder unterwegs sind.


Stellt sich noch die Frage, wie man aus so einer Inversionslage wieder herauskommt, wenn die Sonneneinstrahlung nicht mehr ausreicht, um sie im wahrsten Sinne des Wortes "wegzuheizen". Letztlich braucht man etwas, das die Luftschichten durchmischt. Das kann zum Beispiel der Durchgang einer Kaltfront sein oder einfach ein zunehmender Wind. Beides wirkt im Prinzip wie ein Löffel, der die "Suppe" aus kalter und feuchter Luft unten und wärmerer und trockenerer Luft oben verrührt.

Und wie geht es bei uns in Deutschland die nächsten Tage in Sachen Nebel weiter? Es bleibt bei einem meist trockenen Mix aus Sonnenschein und zähen Nebel- und Hochnebelfeldern. Im Laufe des Wochenendes verabschiedet sich Hoch XELAT zwar nach Osteuropa, von Westen nimmt aber ein Ableger des Azorenhochs dessen Platz ein. Damit hält wohl auch in der nächsten Woche das ruhige, nebellastige und milde Herbstwetter über der Mitte und dem Süden an. Der Norden wird dagegen immer wieder mal von Tiefausläufern gestreift. Dort dürfte die Nebelneigung nächste Woche also deutlich zurückgehen.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.10.2024

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