Über Nord- und Osteuropa kommt es zu einem ersten nennenswerten Wintereinbruch. Wie kalt es wird, wo sich eine Schneedecke ausbildet und was das für Deutschland bedeutet, erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.
Der meteorologische Herbst 2024 hat längst Bergfest gefeiert und auch phänologisch befinden wir uns bereits im Spätherbst. Typischerweise wäre es an der Zeit, dass der Winter eine erste Stippvisite bei uns macht, zumindest in Form erster nennenswerter Nachtfröste (siehe dazu das Thema des Tages vom 26.10.2024). Doch das Winterwetter macht sich bisher noch rar, bis auf ganz vereinzelten leichten Frost abgesehen ist von Winterwetter hierzulande noch keine Spur zu sehen.
Doch Anfang November kommt tatsächlich etwas Bewegung ins Spiel, zumindest, wenn man über den sprichwörtlichen Tellerrand schaut. Über Nordwesteuropa bringt sich ein kräftiges Hoch in Stellung, dass sich weit nach Norden bis zum Nordmeer ausdehnt. Zwischen dem Hoch und einem nach Nordwestrussland ziehenden und sich verstärkenden Tiefdruckkomplex dreht die Strömung über weiten Teilen Nord- und Osteuropas von westlichen auf nordwestliche bis nördliche Richtungen. Dadurch kommt es zu einem ersten, großflächigen Ausbruch arktischer Kaltluft. Abbildung 1 zeigt einen Vergleich des Bodenluftdruck und der Fronten sowie der Temperaturverhältnisse in ca. 1500 m Höhe vom Dienstagabend (29.10.) und von Samstagmittag (02.11.). Man erkennt schön, wie sich eine Kaltfront über Nordeuropa auf den Weg gen Süden macht. Hinter ihr werden weite Teile von Nord- und Nordosteuropa von Kaltluft geflutet. Die Temperaturen gehen in 1500 m Höhe auf -5 bis -10 °C zurück, teils auch darunter. Das sind charakteristische Werte für eine spätherbstliche Arktikluft.
Diese macht sich auch am Boden bemerkbar. Als Beispiel soll an dieser Stelle die Temperaturentwicklung in Oulu in Finnland gezeigt werden (Abbildung 2). Man sieht schön, wie die Temperatur von anfänglich rund +5 °C Mittwochfrüh (30.10.) auf Werte zwischen -2 und -6 °C am Freitag (01.11.) absinkt. Dazu kommt es zu Niederschlägen, die als Schnee fallen. Vom Skandinavischen Gebirge über Mittelschweden und Finnland bis nach Nordwestrussland bildet sich eine mehr oder weniger mächtige Schneedecke aus (siehe Abbildung 3).
Die Kaltfront kommt voraussichtlich auch bis Deutschland voran, sodass zumindest im Norden und Osten des Landes Kaltluft einfließt, wenn auch in deutlich abgeschwächter Form. Zumindest aber besteht die Möglichkeit, dass es verbreiteter zu leichtem Nachtfrost kommt. Landesweite Fröste oder gar Schnee bleiben aber weiter aus. Der Winter befindet sich also in Lauerstellung, ziert sich aber, Deutschland einen ersten Besuch abzustatten.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.10.2024
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